VVN- Bund der Antifaschisten zum Überfall auf die Synagoge in Pinneberg

geschrieben von Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Landesvereinigung Schleswig-Holstein

11. November 2013

Mit Abscheu hat die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes- Bund der Antifaschisten in Schleswig- Holstein vom Anschlag auf die neue Synagoge der Jüdischen Gemeinde in Pinneberg Kenntnis genommen. Die bisher unbekannten Täter haben den Zeitpunkt ganz bewusst ausgesucht: den 75. Jahrestag der Reichspogromnacht 2013, an dem auch in Schleswig- Holstein mit Mahn- und Gedenkveranstaltungen erinnert wurde. In der Nacht vom 9. zum 10. November zerstörten sie die Eingangstür des jüdischen Gotteshauses.

Es ist nicht das erste Mal, dass Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Pinneberg verübt wurden. Aus der Presse ist zu erfahren, dass noch kurz zuvor der Vorsitzende der Gemeinde, Wolfgang Seibert, nach persönlichen Bedrohungen unter besonderen Polizeischutz gestellt werden musste.

Am 9. November wurde auf verschiedenen Veranstaltungen vor dem wachsenden Antisemitismus in Deutschland gewarnt. Wie berechtigt diese Warnungen sind, zeigt der Überfall in Pinneberg.

Nach unserer Erfahrung sind die Täter in neofaschistischen Kreisen zu suchen. Von dort werden antisemitische und rassistische Parolen in Umlauf gebracht. Sie heizen eine Stimmung an, die laut Antisemitismusbericht der Bundesregierung bereits von einem Fünftel der deutschen Bevölkerung akzeptiert wird.

Wir fordern die Ermittlungsbehörden zum schnellen Handeln auf, wenden uns aber zugleich an die Politik, jeglicher ideologischer Verharmlosung entgegenzutreten. Es darf nicht angehen, dass jüdisches Leben in Deutschland nur unter Polizeischutz und hinter Panzerglas stattfinden kann. Die VVN – Bund der Antifaschisten, in deren Reihen auch Überlebende des Holocaust noch immer als Zeitzeugen aktiv sind, bekundet ihre Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde in Pinneberg und mit allen anderen Menschen jüdischer Herkunft, die wieder in Angst und Sorge leben müssen.