Ein rundum gelungenes Einsteigerseminar der VVN-BdA

geschrieben von Thomas Repp

15. März 2011

Vom 4. bis zum 6. März fand in Heideruh das Einsteigerseminar der VVN-BdA statt. Die Veranstaltung war lehrreich und spannend – und das nicht nur für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Am Freitag den 4. März trafen sich 12 interessierte Menschen in der Erholungsstätte Heideruh zum Einsteigerseminar, das sich an Neumitglieder der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN-BdA) richtete und an Menschen, die es werden möchten. Die VVN-BdA hat eine lange Geschichte und es gab im Laufe der Zeit viele Veränderungen. So war es nicht verwunderlich, dass die Erwartungen vielfältig waren.

Doch nicht nur für die Teilnehmer war es ein Einsteigerseminar – auch für die vier Teamer. Denn die VVN hat gerade mit einer neuen Bildungsoffensive begonnen. Daher war es das erste Seminar dieser Art, das durchgeführt wurde. Dementsprechend „hochkarätig“ war die Besetzung. Zum Team gehörten Hartmut Büchsel, der Landesvorsitzende des Landesverbands Schleswig-Holstein genauso, wie das Mitglied der Bundesbildungskommission Theresa Wolf. Auch der Bundesgeschäftsführer Thomas Wilms hatte es sich nicht nehmen lassen und informierte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Den Anfang machte am Freitagabend jedoch Jürgen Gechter , einer der VVN-BdA Bundessprecher und für den Aufgabenbereich Bildung im SprecherInnenkreis zuständig. Er machte deutlich, wie wichtig der VVN die Bildungsarbeit ist. Danach war mit Hilfe eines lustigen Spieles das bessere Kennenlernen angesagt, bevor es in die Freizeit ging.

In gemütlicher Runde wurde viel erzählt und diskutiert. Hierbei stellte sich heraus, dass viele der Anwesenden mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben. Eines kristallisierte sich schnell heraus: Viele Mitglieder der VVN-BdA bedauern, dass es nur relativ wenig aktive Mitstreiterinnen und Mitstreiter gibt. So manche Aktive haben mit der Arbeitsbelastung zu kämpfen. Auch das Gefühl der Verlorenheit in einer immer kälter werdenden Gesellschaft wurde geäußert. Auch ein zweites Problem wurde deutlich: Die meisten Aktiven sind bereits relativ betagt. Der VVN fehlt vielerorts der Nachwuchs. Umso erfreulicher waren die Erzählungen der VVN-Mitglieder aus Rostock. Die haben eine VVN-Jugendgruppe gegründet und einige neue Mitglieder gewinnen können.

Im Laufe des Wochenendes lernten die Interessierten viel über die Geschichte der VVN. Dreh- und Angelpunkt war jedoch der Schwur von Buchenwald und seine Bedeutung in der Geschichte der VVN, der am Samstag behandelt wurde. Dabei wurde dieses Dokument der Zeitgeschichte auch durchaus kritisch betrachtet. Für wohl alle Teilnehmer schien es immens wichtig zu sein die Verbindung zwischen dem Schwur vom 19. April 1945 und der Gegenwart herzustellen. Doch auch andere wichtige geschichtliche Aspekte wurden anhand eines Zeitstrahls betrachtet. Und immer wieder stellte sich heraus: Die VVN hat nicht nur eine Daseinsberechtigung sondern hatte und hat eine immens wichtige Aufgabe. Auch heutige politische Themen zeigen immer wieder auf, dass der Schwur von Buchenwald noch nicht erfüllt ist.

Besonders deutlich wurde dies am Sonntag morgen, als die Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse vortrugen, die sie am Samstag erarbeitet hatten. Am 19. April 1945 kamen im befreiten Konzentrationslager Buchenwald 21.000 Männer und Knaben zu einer Trauerkundgebung zusammen und legten den Schwur von Buchenwald ab, der in französischer, russischer, polnischer, englischer und deutscher Sprache vorgetragen wurde: „Wir schwören deshalb vor aller Welt auf diesem Appellplatz, an dieser Stätte des faschistischen Grauens: Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.“ Diesem hehren Ziel haben sich die Mitglieder der VVN-BdA verschrieben – ein langwieriges und mühseliges Engagement. Denn auch heute noch kann mit Fug und Recht gesagt werden, dass der Schwur nicht einmal ansatzweise erfüllt worden ist. Die Arbeitsgruppen hatten sich mit tagespolitischen Themen befasst, die ihnen von den Teamern vorgegeben waren. Und sie kamen alle zu genau diesem Ergebnis. Umso wichtiger erscheint die Bildungsoffensive der VVN-BdA. Denn nur mit dem notwendigen Rüstzeug können engagierte Menschen etwas erreichen.

Das haben die Teamer den Teilnehmern mitgegeben. Allein schon deshalb war das erste Einsteigerseminar der VVN-BdA eine gelungene Veranstaltung. Doch auch die neuen Bekanntschaften gaben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Auftrieb. Denn im heimatlichen Kreisverband sind es oft nur sehr wenige, die sich aktiv engagieren. Da ist Vernetzung sehr hilfreich. Dennoch gab es auch Kritik. So wurde der Wunsch geäußert, dass es noch zusätzliche Seminare geben sollte, die sich nur mit der VVN-BdA, ihrem Aufbau, ihrem Standing in der Gesellschaft und in der Politik aber auch mit ihren politischen Zielen beschäftigen. Denn allzu oft sehen sich neue Mitglieder mit Thesen konfrontiert, die Zweifel wecken. Das kann die größte Motivation zunichte machen. Ein weiterer Punkt waren fehlende Handouts, damit das Gelernte immer wieder nachgeschaut werden kann. Dies soll jetzt anhand eines Foto-Protokolls, das die Teamer angelegt haben, nachgeholt werden.

Trotz dieser Kritikpunkte war es ein rundum gelungenes Einsteigerseminar.