Trauer um Fritz Bringmann

10. April 2011

Am 31. März ist in Aukrug der Widerstandskämpfer gegen den Faschismus, unser Ehrenvorsitzender Fritz Bringmann im Alter von 93 Jahren verstorben.

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschisten, verliert mit Fritz eine herausragende Persönlichkeit, die für viele Menschen in Schleswig-Holstein und Hamburg die Personifizierung der antifaschistischen Bewegung gewesen ist. Sein ganzes Leben hat er in den Dienst des Kampfes gegen Krieg und Faschismus gestellt. Bis kurz vor seinem Tode ist er, besonders vor jungen Menschen als Zeitzeuge, Mahner und Warner aufgetreten. Wenn der Name unserer Vereinigung, VVN-BdA genannt wurde, sahen viele Menschen das Bild von Fritz Bringmann vor ihrem geistigen Auge. Fritz entstammte einer Lübecker Arbeiterfamilie, deren acht Söhne als junge Kommunisten im Widerstand gegen den Hitlerfaschismus standen. Fünf von ihnen wurden mehr als 36 Jahre eingekerkert. Fritz durchlitt zehn Jahre Haft im Gestapogefängnis Lübeck und in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Neuengamme. Als Häftlingssanitäter rettete er in Sachsenhausen das Leben vieler Kameraden. Unter anderem widersetzte er sich im Januar 1942 unter Einsatz seines eigenen Lebens dem Befehl der SS, Tbc-kranke sowjetische Kriegsgefangenen die Todesspritze zu geben. Nach der Befreiung vom Faschismus engagierte er sich in Lübeck in der KPD und DKP. In der VVN übte er die Funktionen des Landessekretärs und Landesvorsitzenden aus. Zuletzt war er Ehrenvorsitzender der VVN-BdA in Schleswig-Holstein. Auch über die Grenzen Deutschlands hinaus war er hoch geachtet. Die internationale Häftlingsorganisation Amicale Internationale de Neuengamme wählte ihn zum Generalsekretär und Vizepräsidenten. Große Verdienste erwarb er sich um die Schaffung der Gedenkstätte KZ Neuengamme, die heute jährlich von Tausenden Menschen aus dem In- und Ausland besucht wird. In mehreren europäischen Ländern erhielt er hohe Auszeichnungen. In Deutschland dagegen wurde ihm Jahre lang von der Bundesregierung wegen seiner kommunistischen Gesinnung die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz verweigert. Erst im Jahre 2000 gab die Bundesregierung dem Druck aus dem In- und Ausland nach . Unschätzbar sind die Verdienste von Fritz und seiner Frau Alice um die Erhaltung des Wohn-und Ferienheims Heideruh, in Seppensen (Nordheide). Als sie 1956 vom Präsidium der VVN gebeten wurden, die Leitung des Heims zu übernehmen, befand es sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Obwohl beide über keine Erfahrungen in der Leitung einer solchen Einrichtung verfügten, sagten sie zu und erhielten es als Ort der Begegnung , Erholung und Bildung. Wir sind sehr traurig, dass wir seine Stimme nicht mehr hören können. Aber er hat uns in seinen „Erinnerungen eines Antifaschisten“ und in zahlreichen anderen Büchern und Schriften Dokumenten von historischer Bedeutung hinterlassen. Dafür sind wir dankbar. Wir sehen ihn vor unserem geistigen Auge und hören vor dem inneren Ohr seine Stimme, wie er zum Beispiel vor jungen Menschen über seine Leidenszeit berichtete, aber nie niederdrückend, nie belehrend, sondern Mut machend und motivierend. Wir bewunderten ihn, wie ruhig, geduldig zuhörend und bescheiden er auftrat und die Herzen von Schülern und Jugendlichen im Sturm eroberte. Von ihm haben wir gelernt, was Solidarität bedeutet.

Wir waren stolz auf ihn und bleiben es.

Wir haben ihm oft sehr viel zugemutet. Aber letztlich gab es in Norddeutschland keinen kompetenteren Mahner gegen Krieg und Faschismus als ihn. Er hat Spuren hinterlassen, die nicht verwehen werden.

Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Alice und ihrer Familie.

Kiel, im April 2011 VVN-Bund der Antifaschisten, Landesvereinigung Schleswig-Holstein

Weitere Nachrufe finden Sie als pdf in den Anhängen.

Nachruf der antifaschistischen Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh, deren Ehrenvorsitzender Fritz Bringmann war (183 KB / 1 S.)

Nachruf der VVN-BdA Kreisvereinigung Lübeck-Lauenburg (90 KB / 1 S.)