Rüstung, Krieg und Neofaschismus bekämpfen
2. September 2012
Am Samstag war Antikriegstag. In der KZ-Gedenkstätte Schwesing bei Husum hatten sich Jung und Alt versammelt, um zu zeigen, dass sie keine Kriege wollen. Auch Kreispräsident Albert Pahl war anwesend.
Für Kreispräsident Albert Pahl ist der Zusammenhang zwischen Neofaschismus und Krieg unübersehbar. Er machte in seinem Redebeitrag am Antikriegstag deutlich, dass ein Erstarken der Neonazis und die Verbreitung neofaschistischen Gedankenguts nicht sein darf. Ein drittes Reich dürfe es nie wieder geben.
Der Antikriegstag ist ein Tag der Mahnung: Am 1. September 1939 marschierte Nazi-Deutschland in Polen ein, der Zweite Weltkrieg begann. Genau zwei Jahre später wurden die Juden gezwungen, einen Davidstern zu tragen. Insofern hätte sich der Veranstalter der Gedenkveranstaltung zum diesjahrigen Antikriegstag, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) keinen besseren Ort aussuchen können, denn die KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing steht an historischer Stelle: Hier im Außenlager Schwesing des KZs Neuengamme wurde “Vernichtung durch Arbeit“ praktiziert: Gebaut als Unterkunft für 250 Reichsarbeitsdienstler wurden zwischen dem 26. September und dem 29. Dezember 1944 bis zu 2500 KZ-Häftlinge aus Neuengamme in diese Baracken gepfercht und mussten Panzergräben des sogenannten “Friesenwalls“ ausheben. Fast 300 namentlich bekannte Gefangene wurden hier so umgebracht.
„Sogar ohne direkten Waffeneinsatz werden also Menschen für Kriegsziele ermordet“, sagte Rolf Burgard von der VVN-BdA und schaffte damit den Sprung in die Gegenwart. „Heute führt Deutschland wieder Krieg, auch wenn wir es bei uns im Land kaum spüren“, sagte Burgard und stellte die Frage nach den Kriegszielen. Soll in Afghanistan oder vor der ostafrikanischen Küste die Demokratie eingeführt werden oder geht es doch eher darum Handelswege und Rohstoffquellen zu sichern? Wie auch immer: Fakt ist, dass die Rüstungsindustrie Hochkonjunktur hat. Schließlich gehört Deutschland zu den größten Rüstungsexporteuren der Welt. Nach einer Meldung der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA vom 14. August hat sich der Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) gegen den Vorwurf gewehrt, die Bundesregierung weiche die Rüstungsexportrichtlinien auf. Es sei „genau richtig“, dass die Federführung der Rüstungsexporte im Wirtschaftsministerium liege. „Der Verteidigungsminister ist für Sicherheitspolitik zuständig und kann nicht als Vertriebschef einer Industriebranche fungieren, schon gar nicht der Rüstungsindustrie.“ Also mal vom Kopf auf die Füße gestellt: Der Wirtschaftsminister fungiert als Vertriebschef der Rüstungsindustrie. „Was hat mal jemand behauptet“, fragte Burgard, „Die Regierung sei der geschäftsführende Vorstand des Großkapitals?“
Rolf Burgard von der VVN-BdA forderte verantwortungsvolles Handeln ein: Rüstung, Krieg und Neofaschismus heute müssen bekämpft werden Jeder wusste oder konnte spätestens nach der Veröffentlichung von “Mein Kampf“ wissen, welche Hauptziele der Faschismus erreichen wollte und sollte: Die Weltherrschaft und die Vernichtung der von ihnen sogenannten “Untermenschen“: Juden, Slaven, Roma und Sinti, Menschen mit dunkler Hautfarbe, Homosexuelle. Dazu alle, die sich ihnen in den Weg stellten: vor allem Kommunisten, Sozialisten, Gewerkschaftler, auch Christen, die ihrem Glauben treu geblieben waren. Und nachdem die Manager der größten Unternehmen erreicht hatten, dass die Nazis an die Macht kamen, setzten sie ihr Programm zur Durchsetzung diese Hauptziele zügig um: schon 6 Jahre später, am 1. September 1939 begann mit dem deutschen Überfall auf Polen einer der schrecklichsten Kriege der Menschheitsgeschichte mit 60 Millionen Toten.
„Wir sind nicht verantwortlich für Kriege, die in der Vergangenheit liegen“, erklärte Rolf Burgard. „Aber wir tragen Verantwortung, wenn wir Rüstung, Krieg und Neofaschismus heute nicht bekämpfen.“ Er bezeugte große Achtung vor den jungen Leuten, die das Antimilitarismus-Camp vor der Kaserne in Husum organisiert und getragen haben. „Wir alle haben die Mitverantwortung dafür zu übernehmen, dass Faschismus und Neofaschismus keinen Platz mehr haben in dieser Gesellschaft.“ Für ihn gilt nach wie vor der Schwur der befreiten Häftlinge des KZ Buchenwald, in dem es heißt: “Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden und ihren Angehörigen schuldig.“