Unsere Vereinigung wird weiter gebraucht – mehr denn je!
28. Oktober 2015
Am 10. Oktober tagte die 42. Landesdelegiertenkonferenz der VVN-BdA in Neumünster.
Die obige Überschrift bringt eigentlich das Fazit der Landesdelegiertenkonferenz auf den Punkt. Nachdem der scheidende Landesvorsitzende Hartmut Büchsel die rhetorisch gemeinte Frage nach der zukünftigen Existenznotwendigkeit der VVN-BdA in seinem Referat zum Rechenschaftsbericht des Landesvorstands aufgeworfen hatte, war die Diskussion, in der die mannigfachen Facetten unserer Arbeit beleuchtet wurden, ein einziges Plädoyer für die gesellschaftliche Notwendigkeit unserer Fortexistenz. Nicht zuletzt die Gäste aus unterschiedlichen Organisationen und zivilgesellschaftlichen Zusammenhängen in Schleswig-Holstein hoben die Bedeutung des Wirkens der VVN-BdA hervor. Parteien waren vertreten durch Rüdiger Schulze, stellvertretender Landesvorsitzender des Südschleswigschen Wählerverband (SSW), den Bezirksvorsitzenden der DKP in Schleswig-Holstein Christian Koberg und Jens Schulz, Landessprecher Die Linke Schleswig-Holstein. In ihren Beiträgen verwiesen die Parteienvertreter einmütig auf die Rolle der VVN-BdA als unverzichtbarer Bündnispartner im Kampf gegen Neofaschismus und Rassismus.
Matthäus Weiß, Vorsitzender des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma übermittelte die Grüße seines Verbandes. Er kritisierte scharf die gesetzliche Verankerung der Länder des westlichen Balkan als sichere Herkunftsstaaten. Diese Abschottungspolitik und die Abschiebungspraxis richte sich im hohen Maße gegen aus Südosteuropa geflohene Roma. Dies sei angesichts der historischen Verantwortung Deutschlands gegenüber den Sinti und Roma, von denen unter der faschistischen Herrschaft 500.000 Männer, Frauen und Kinder ermordet wurden sind, nicht hinnehmbar. Einmütig bezeichneten die genannten Gäste die Erwähnung unserer Organisation im aktuellen Verfassungsbericht als skandalös. Bündnis 90 / Die Grünen waren auf der 42. LDK nicht vertreten. Allerdings hatte die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90 / Die Grünen im Landtag, Eka von Kalben, in einem Schreiben an den Vorsitzenden unserer Landesvereinigung erklärt, dass sie sich dafür einsetzen wird, dass die die VVN-BdA künftig nicht mehr im Verfassungsschutzbericht erscheinen wird.
Die Diskussion zum Rechenschaftsbericht belegte die Vielfalt unseres Engagements, das dem Schwur von Buchenwald verpflichtet, überparteilich und bündnisorientiert, Antifaschismus als gesellschaftlichen Wert in das Zentrum stellt. Viele unserer Mitglieder sind unmittelbar in der solidarischen Hilfe für Flüchtlinge aktiv, sie stehen mit anderen Antifaschistinnen und Antifaschisten in der ersten Reihe, wenn es gilt Angriffe von Neofaschisten zurückzuweisen und sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung über Faschismus als Ideologie und Bewegung und darüber, was es heißt, wenn Faschisten an der Macht sind. Sie tun dies als Zeitzeugen, das heißt auch als „Kinder von Verfolgung und Widerstand“ und in Veranstaltungen zur Geschichte und Gegenwart des Faschismus. Besonders öffentlich wirksam geschieht dies durch die Präsentation unserer Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ in Schulen und kommunalen Einrichtungen. Die VVN-BdA betrachtet sich als selbstverständlicher Teil der Friedensbewegung. Nicht nur anlässlich der Ostermärsche in Schleswig-Holstein und der Veranstaltungen zum Antikriegstag arbeiten wir eng mit in der Friedensbewegung verankerten Organisationen, Gewerkschaften, Parteien sowie religiösen und kirchlichen Gemeinschaften zusammen. Dieses Engagement wurde von Benno Stahn gewürdigt, der als Gast den Zusammenarbeitsausschuss der Friedensbewegung Schleswig-Holstein (ZAA) vertrat.
Der Nachmittag wurde durch ein Referat des Bundesvorsitzenden der VVN-BdA Axel Holz eingeleitet. Er sprach zum Thema „Neue Herausforderungen in der Erinnerungs- und Gedenkpolitik“ und kündigte eine außerordentliche Bundesdelegiertenkonferenz zu diesem Thema für 2016 an. Die Gedenkstättenarbeit hatte bereits entsprechend ihres Stellenwertes im Rechenschaftsbericht einen großen Raum eingenommen. Axel Holz skizzierte vor uns stehende Aufgaben und forderte zum Nachdenken über neue Herausforderungen auf. Im Mittelpunkt der Erinnerungsarbeit der VVN-BdA „sollte neben einer ausgewogenen Behandlung der Opfergruppen die Erinnerung an den Widerstand gegen das NS-Regime sein.“ Er betonte: „Die VVN ist die Erbin des Widerstandes und muss diesen Aspekt auch in Zukunft sichtbar öffentlich machen. Zu ihrer historischen Verantwortung gehört es, allen Opfern zu gedenken und ein erneutes Vergessen oder gegeneinander ausspielen einzelner Opfergruppen nicht zuzulassen.“ Uta Körby, Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Schleswig-Holstein, griff die Aussagen des Referenten gern auf und verband ihr Grußwort an die LDK mit der Überlegungen, die Parallelen zwischen den genannten Problemfeldern und den aktuellen Aufgaben der LAGSH aufzeigten. Der Verlauf der Landesdelegiertenkonferenz hat noch einmal verdeutlicht, dass unser gemeinsames Anliegen die Kreisvereinigungen solidarisch zusammen stehen lässt. Die Aufgaben der nächsten Jahre wurden klar formuliert. Um diese aber erfolgreich lösen zu können, bedarf es noch einiger Voraussetzungen. Dazu gehören eine offensivere Öffentlichkeitsarbeit und eine erfolgreiche Mitgliedergewinnung. Last uns dabei an die Erfolge des Jahres 2015 anknüpfen! Neumünster_Erinnerungs_und_Gedenkpolitik (Referat Axel Holz, Bundesvorsitzender der VVN-BdA) PDF