Hundert Jahre Heimatland – Judentum und Israel zwischen Nächstenliebe und Nationalismus

Termin:
Hundert Jahre Heimatland - Judentum und Israel zwischen Nächstenliebe und Nationalismus
Datum:
03.05.2019
Uhrzeit:
19:00 Uhr
Ort:
Stadtbücherei Neumünster, Wasbeker Straße 14

mit der Wiederwahl von Benjamin Netanjahu vor wenigen Tagen sind die Chancen auf eine friedliche Lösung des (Nahost-) Konflikts um die Interessen von Israelis und Palästinensern weiter gesunken. Selbst eine „Mitte-Rechts-Alternative „Blau Weiß“ um den ehemaligen Generalstabschef Benny Gantz konnte dem ethnonationalistischen Likud-Block des amtierenden Ministerpräsidenten den Wahlsieg nicht streitig machen, ganz zu schweigen von den auf Ausgleich mit der palästinensischen Bevölkerungsminderheit bedachten Linken und Friedenskräften. Die internationale Friedensbewegung wird sich also auch weiterhin mit einem „Pulverfass“ im Nahen Osten und mit diplomatischen (nichtmilitärischen) Konfliktlösungsstrategien beschäftigen müssen.

Gerade vor diesem aktuellen Hintergrund ist eine Lesung mit dem jüdischen Autoren Rolf Verleger aus seinem Buch „Hundert Jahre Heimatland – Judentum und Israel zwischen Nächstenliebe und Nationalismus“ besonders interessant. Der emeritierte Professor für Neurologie aus Lübeck hat es vor zwei Jahren anlässlich des 100. Jahrestages der „Balfour-Erklärung“ geschrieben. Die Balfour-Erklärung der Britischen Besatzungsmacht Palästinas gilt als die „Gründungsurkunde“ eines jüdischen Staates in dieser Region, des heutigen Staates Israel, der in ständigem Konflikt mit seiner palästinensischen Bevölkerungsminderheit und seinen arabischen Nachbarn steht.

Der Großteil des Buches erzählt jedoch die wechselvolle Geschichte des Judentums im russischen „Zarenreich“ und ihrer Ausstrahlung auf Mitteleuropa, Nordamerika und letztlich auch den Nahen Osten. Die Lektüre dieses Buches (um so mehr eine Lesung und die Diskussion mit dem Autoren!) ermöglicht ein tieferes Verständnis sowohl des Judentums selbst als auch des weltweit verbreiteten Antisemitismus, speziell auch des sog. „Israelbezogenen Antisemitismus“. Letzterer wird gerne als die heute vorherrschende Form des Antisemitismus bezeichnet, wobei häufig jegliche Kritik an der heutigen Regierungspolitik Israels als Ausdruck von Antisemitismus eingeordnet wird. Damit wird eine kritische Auseinandersetzung mit der ethnonationalistischen und militaristischen Politik Netanjahus aus völkerrechtlicher, antirassistischer und pazifistischer Sicht „in eine Ecke gestellt“ in der sie überhaupt nichts zu suchen hat. Ein Problem für die Friedensbewegung und Antifaschisten, dem sich das Friedensforum und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in Neumünster mit dieser Lesung stellen möchte.

Alle Interessierten sind hierzu herzlich eingeladen.