Gedenken an die Opfer des NS-Staates

Termin:
Gedenken an die Opfer des NS-Staates
Datum:
27.01.2018
Uhrzeit:
19:00 Uhr
Ort:
Stadtbücherei Wedel, Rosengarten 6

Swingmusik statt Marschmusik und Kasernenhof-Drill

Widerstand der Jugend gegen das NS-Regime

Unmittelbar nach der Machtübertragung an die NSDAP im Januar 1933 ging die Nazipartei daran, alle Vereine und Verbände unter ihre Herrschaft zu stellen. Das Gleichschaltungsgesetz verfügte die Absetzung gewählter Vorstände und die Einsetzung eines „Führers“, der Mitglied der Nazipartei sein musste. Besondere Aufmerksamkeit widmeten die Nazis der Jugend, die in Vorbereitung auf den Krieg im Sinne der neuen Machthaber ideologisch ausgerichtet und vormilitärisch ausgebildet wurde.
Der Sport diente in erster Linie der „Wehrertüchtigung“. Hitlers Wahlspruch war, der deutsche Junge der Zukunft solle „flink wie ein Windhund, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl“ sein. Hinzu kamen die Rassemerkmale blond und blauäugig. Mädchen wurden die Rollen späterer Mütter zugewiesen. In Uniformen mit Hakenkreuzen und Rangabzeichen gesteckt, boten Mädchen und Jungen nach außen ein gleichförmiges Bild. Marschmusik wurde als herrschender Musikstil vorgeschrieben.
Anfänglicher Begeisterung, die durch Fahnenappelle, Lagerfeuer und Mutproben erzeugt wurde, wich im Laufe der Jahre nach und nach einem Überdruss, der sich zunächst unpolitisch emotional äußerte. Die Jugend hatte mehr und mehr Schleiferei, Kasernenhof-Drill und „zackige“ Marschmusik satt. Hinzu kam, dass nach den ersten „Blitzerfolgen“ die Kriegsromantik verflog und deutlich wurde, dass sich der Krieg noch lange hinziehen würde.
Immer mehr Jugendliche mussten ihre Ausbildung abbrechen und wurden mit der Aussicht an die Front geschickt, notfalls ihr Leben für „Deutschlands Ehre“ zu opfern.
Zwar fehlte eine politische Orientierung, aber auch Swingmusik statt Marschmusik und Kasernenhof-Drill ohne eine solche wandten sich Teile der Jugend vom NS-Regime ab. Sie sehnten sich nach einer anderen Lebensform, die sich zum Beispiel in der Musik ausdrückte. Sie sickerte aus skandinavischen Ländern und den USA ein und wurde vor allem über die Hafenstadt Hamburg verbreitet.
Weit über die Grenzen hinaus waren auch die „Edelweißpiraten“ aus dem Ruhrgebiet bekannt.
Junge Leute hörten in Cafés, Kinos, Eisdielen und  auf privaten Partys Swingmusik.
Immer mehr Jugendliche wollten sich auch äußerlich von den braunen Uniformen unterscheiden. Karierte Sakkos, weite Hosen nach englischem Vorbild, Schuhe mit Kreppsohlen und  zurückgekämmte  Haare waren äußere Zeichen des Protestes.
Die Nazis liefen Gefahr, dass ihnen die Herrschaft über die Jugend entglitt und eine Massenbewegung entstand, die nicht mehr zu kontrollieren sein könnte. Swingmusik wurde verboten. Es kam zu Hausdurchsuchungen und Verhaftungen.
Anhänger der Swing-Jugend wurden in das KZ Hamburg-Fuhlsbüttel eingeliefert oder kamen ins Jugend-KZ Moringen bei Göttingen, wo etliche von ihnen starben.
Herbert Diercks, wissenschaftlicher Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme ist den Spuren der Swing-Jugend nachgegangen. In Wedel liest er aus Tagebüchern, Protokollen und Berichten von Zeitzeugen. Unterstützt wird er durch Swing-Musik Einlagen der „Elbsound 5“, der fünfköpfigen Formation des Elbsound Jazz Orchestra. Außerdem werden Schülerinnen und Schülern aus
Wedel auftreten, die sich in Projekten auf das Thema des Abends vorbereitet haben.
27.1.2018
Gedenken an die Opfer des NS-Staates
V.i.S.d.P. Irmgard Jasker, Hasenkamp 8, Wedel

Eintritt 4 € – ermäßigt 1 €