Silvia Gingold oder: Der Feind in unserem Haus

Termin:
Silvia Gingold oder: Der Feind in unserem Haus
Datum:
27.02.2018
Uhrzeit:
19:00 Uhr
Ort:
AWO, Wedel, Breitscheidstraße 40a

Ihr „Fall“ ging im Herbst vorigen Jahres durch alle deutschen Medien.

Und auch im Ausland wurde über die antifaschistische Lehrerin Sylvia Gingold berichtet, die vom Verwaltungsgericht Kassel mit ihrer Forderung abgewiesen wurde, endlich die Bespitzelung durch den Verfassungsschutz zu beenden. Das Gericht lastet Sylvia Gingold ihre Mitgliedschaft in der VVN- Bund der Antifaschisten an, die sich bis heute zum Schwur von Buchenwald am 19. April 1945 auf dem Appellplatz bekennt, in dem es u.a. heißt: „Wir schwören vor aller Welt: Die Vernichtung  des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“

Diese Losung wird vom Verfassungsschutz als „linksextremistisch“ und „verfassungsfeindlich“ eingestuft, Sylvia Gingold wurden außerdem öffentliche Lesungen aus der Biografie ihres Vaters vorgeworfen. Sylvia Gingold ist die Tochter von Etty und Peter Gingold, die wegen ihrer jüdischen Herkunft und ihrer kommunistischen Überzeugung von den Nazis ins Ausland getrieben wurden und sich später in Frankreich der Resistance, der Widerstandsbewegung gegen den Faschismus, anschlossen.

Sylvia Gingold wird vom Verfassungsschutz seit dem Jahre 1974 beobachtet. 1975 wurde sie aus dem Schuldienst entlassen, weil sie an Demonstrationen gegen den Krieg in Vietnam und an den Weltfestspielen der Jugend und Studenten in Sofia teilgenommen habe.

Schon vor der Gründung der DKP habe sie Flugblätter für die Aufhebung des KPD-Verbots verteilt. 1976 wurde das Berufsverbot nach Protesten im In- und Ausland aufgehoben, weil die Aktivitäten für die DKP als Entlassungsgründe nicht ausreichten. Schriftsteller, Professoren , Künstler und Gewerkschafter empörten sich darüber, dass durch das Berufsverbot für Sylvia Gingold die Familie bereits in der dritten Generation Verfolgung und Diffamierung durch deutsche Behörden und Gerichte ausgesetzt wurde. Die jüdischen Großeltern mussten aus Deutschland nach Frankreich flüchten, Geschwister ihres Vaters wurden in Auschwitz ermordet. Der Vater wurde von den Nazis verhaftet und gefoltert. Ihren Eltern wurde wegen ihres Widerstands gegen die faschistischen Okkupanten die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen.

Sie erhielten sie erst nach vielen Jahren zurück– wiederum erst mithilfe aus dem Ausland.

In Frankreich verehrt und hoch geachtet, wurde die Gingold- Familie in ihrem Heimatland Deutschland bespitzelt und verfolgt. Dieser Skandal setzt sich mit richterlicher Unterstützung bis heute fort.

In einer gemeinsamen Veranstaltung der Marxistischen Abendschule Wedel (Masch) und der VVN- Bund der Antifaschisten wird die 71 Jahre alte Sylvia Gingold über ihren Fall sprechen. Ihr gilt unsere Solidarität.

Einladung als PDF