Wann bricht das Schweigen?
7. Juni 2011
In der Nacht von Donnerstag , 26.05.2011 auf Freitag, den 27.05.2011 wurde der Motorroller auf dem Gelände des Wohnsitzes des Kreisvorsitzenden der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) von Unbekannten mit Klebstoffen beschmiert und fahruntüchtig gemacht. Dass die VVN-BdA sich politisch und kulturell in Eutin engagiert, mag eine Motivation für diesen Anschlag sein. Da sich dieses Engagement der VVN-BdA zusammen mit anderen Organisationen gezielt gegen Neonazis in Eutin richtet, vermuten wir hauptsächlich die Täter aus diesem Spektrum. Zumal es Neonazis waren, die bereits zwei mal die Fensterscheiben des Büros der Partei Die LINKE eingeschlagen haben.
Die Aktion zeigt wieder einmal, dass Gewaltbereitschaft gegen Büros, Transportmittel und Menschen in Eutin durch sogenannte „ Autonome Nationalisten“ gegeben ist. Auch ihre Beteuerung auf ihrer Homepage, keine Gewalt gegen Gegenstände zu forcieren, impliziert letztendlich, dass Sie Gewalt gegen Menschen gut heißen bzw. nicht ausschließen.
Ziel ist es mit dieser Tat, den Kreisvorsitzenden der VVN-BdA und alle die Personen und Organisationen zu treffen, die sich gegen das Treiben der Neonazis wehren um ganz klar ihr Handeln einzuschränken. Dies allerdings wird den Tätern nicht gelingen.
Der Kreisvorsitzende der VVN-BdA gegenüber der Presse u.a.: „ Ich persönlich lasse mich nicht von meinem Weg abbringen, in meinem Denken und Handeln so authentisch zu sein, wie ich es nun mal bin. Die Aktion hat mich getroffen, das ist keine Frage, wenn so etwas in meinem privaten, familiären Umfeld passiert. Meine Familie und ich, wir lassen uns davon aber nicht abbringen, Probleme bzw. politische Missstände anzusprechen, gemeinsam in Bündnissen bzw. mit Freunden uns für etwas zu engagieren. Als Bürger dieser Stadt sehe ich es als selbstverständlich an, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und es mit zu gestalten. Kein Mensch hat das Recht sich an Menschen und deren Eigentum zu vergreifen, es zu beschädigen oder zu zerstören. Ich werde mein Engagement und Handeln nicht dadurch beeinflussen lassen, sondern es bestärkt mich, dass meine Tätigkeit, für eine solidarische und demokratische Gesellschaft in Eutin weiter wichtig ist“.
In Eutin wird – wie schon 1933 – was faschistisches Treiben angeht, weggesehen und geschwiegen. Dieses Schweigen verschafft den Nazis Raum und Macht, sich in den Alltag einzumischen. Das Problem anzugehen und gemeinsam dagegen zu arbeiten, verhindert dies. Eine solche Gemeinsamkeit zu schaffen ist zurzeit vonseiten der Stadt Eutin bzw. des Bürgermeisters und diverser Parteien in der Eutiner Stadtvertretung nicht gewollt. Einladungen zu Gesprächen und Veranstaltungen des „Eutiner runden Tisches gegen Faschismus“ wurden nicht berücksichtigt oder beantwortet. So gibt man Nazis in Eutin Spielraum, ihr Treiben fortzusetzen. Ich glaube kaum, dass die Bürger in Eutin das so wollen.
Was muss noch passieren, damit dieses Schweigen bricht? Wir hoffen nicht, dass erst ein Mensch zu Schaden kommt, weil wir uns alle gemeinsam nicht engagiert haben.
Die VVN-BdA appeliert an alle Menschen ihre gegenseitigen Vorurteile beiseitezulassen und zu versuchen sich auf das Wesentliche zu konzentrieren nämoich auf Eutin, als eine kulutrelle, tolerante und weltoffene Stadt. Denn Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!