Es gibt nur noch wenige Zeitzeugen, die uns von den Verbrechen der Nazis berichten können. Esther Bejarano wird im Dezember 93 Jahre alt. Am 11. November 2017 war sie hier in Neumünster zu Gast. Und sie hat hier an einem sehr eindrucksvollen Abend im vollbesetzten „statt theater“ im Haart über ihre Erlebnisse berichtet.
Esther Bejanaro ist Überlebende des KZ Auschwitz und des KZ Ravensbrück. Als Musikerin steht sie bis heute auf der Bühne. 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert und hatte dort das Glück im Unglück, im Mädchenorchester zu musizieren. Sonst hätte sie das wohl nicht überlebt, wie sie an diesem Abend berichtete.
In einem Interview mit dem Radiosender „FSK Hamburg“ aus dem Januar 2015 erzählt Esther sinngemäß Folgendes:
Es war 1945. Ich war zusammen mit sieben Mädchen auf dem Todesmarsch, die ich in Malchow kennengelernt hatte. Wir gingen alle zusammen in einer Reihe. Wisst ihr, was ein Todesmarsch ist? Auf jeder Seite ging ein SS-Mann mit Gewehr. Wenn jemand hingefallen war, wurde er sofort erschossen, wenn er nicht schnell genug aufstand. Ich und meine Freundinnen horchten auf, als ein SS-Mann sagte „Es darf nicht mehr geschossen werden“. Da haben wir uns entschieden, aus der Kolonne wegzugehen. Der Marsch ging zur Ostsee. Was hatte man mit uns vor, wo sollen wir hin? Die bringen uns dort hin, die werden uns ertränken. In Ravensbrück hatte man uns gesagt, wir sollen uns Zivilkleidung unter der Häftlingskleidung anziehen. Die kommunistischen Frauen im KZ Ravensbrück hatten ein Radio in einer Decke versteckt und wussten genau, was draußen los ist, wo sind die Russen. „Die Russen sind schon kurz vor der Tür.“ Als wir durch einen Wald gingen, sind wir eine nach der anderen aus der Kolonne ausgeschieden. Wir Frauen haben uns im Wald wieder getroffen, sind durch den Wald geirrt und sind dann zusammen weiter. Irgendwann stießen wir auf amerikanische Tanks (Panzer). Die Amerikaner haben sich gefreut, dass sie helfen konnten. Das Ganze hat sich abgespielt in Mecklenburg (im Ort Lübz). Wir sind dann eingeladen worden in ein Restaurant. Ein Amerikaner sagte: „Ihr müsst uns jetzt erzählen, woher ihr kommt.“ Dann haben wir aus Auschwitz und Ravensbrück erzählt. Ich konnte Englisch und hab ihnen vom Mädchenorchester erzählt, in dem ich Akkordeon spielte. Eine halbe Stunde später habe ich dann zusammen mit den Amerikanern Akkordeon gespielt. Der Amerikaner holte etwas und sagte dann: „Das ist dein Akkordeon“. Bejarano & Microphone Mafia sup. The Dirty dozen – live in Neumünster weiterlesen »