Vom Friesenjungen auf Föhr zum Wehrmachtsbefehlshaber in den Niederlanden

geschrieben von Rb

11. November 2013

2013-11-10 Bästlein im Speicher Husum (1)-2Zum wiederholten Mal hatte das „Bündnis gegen Rechts Nordfriesland“ den Historiker und Juristen Klaus Bästlein am 10. November in den Speicher Husum eingeladen. Diesmal referierte er unter dem Titel „Vom Friesenjungen auf Föhr zum Wehrmachtsbefehlshaber in den Niederlanden“ über die Biografie Friedrich Christiansens, die Tragödie von Putten und den Umgang mit dem heimgekehrten NS-Täter nach 1945 in Schleswig-Holstein.

Auf Befehl Christiansens wurden 1944 alle männlichen Einwohner der niederländischen Stadt Putten zwischen 18 und 50 Jahren verhaftet und, soweit sie nicht „deutschfreundlich“ waren, deportiert. Auf Befehl der SS wurden mehr als 500 Männer in das KZ Neuengamme und seine Außenlager geschickt. Allein in den Lagern Husum-Schwesing und Ladelund starben mehr als 120 Männer aus Putten, nur 62 von ihnen überlebten das Ende des Krieges. Die Stadt Putten wurde in Brand gesteckt.

Ein besonderes Augenmerk richtete Bästlein dem Umgang mit Christiansen nach 1945. 1948 wurde Christiansen in den Niederlanden auch wegen des Vernichtungsbefehls gegen Putten zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Schon Ende 1951 folgte die Begnadigung. Vermutlich spielten dabei auch die Kirchen eine Rolle.

Auf Föhr, Christiansens Heimat, war schon früher die Hauptstraße in Wyk nach Christiansen benannt worden. Dies blieb, mit einer kurzen Unterbrechung nach Kriegsende, so bis 1980. Bis dahin hatte sich die Mehrheit der Wyker Lokalpolitiker geweigert, die Ehrung des Kriegsverbrechers zurück zu nehmen. Erst der öffentliche Druck veranlasste nun die Fraktionen von CDU, FDP und Wählergemeinschaft, sich bei der Abstimmung eines erneuten Antrags der SPD auf Umbenennung der Friedrich-Christiansen-Straße wenigstens der Stimme zu enthalten.

Im Anschluss an den Vortrag gab es eine lebhafte Diskussion des engagierten Publikums, denn auch diesmal war im Speicher kein Platz frei geblieben. Das „Bündnis gegen Rechts Nordfriesland“ plant weitere Veranstaltungen zu aktuellen und geschichtlichen Themen und wird sich auch mit der Geschichte des KZ Husum-Schwesing beschäftigen.