Gedenken an Christian Heuck

Termin:
Gedenken an Christian Heuck
Datum:
23.02.2019
Uhrzeit:
10:30 Uhr
Ort:
Friedhof Eichhof, Kiel, Haupteingang Eichhofstr.

Christian Heuck, von Beruf Lehrer, wurde am 18. März 1882 in Norderdithmarschen geboren und wuchs in einer Landarbeiterfamilie auf. Nach der Schule arbeitete er als Knecht und später als Viehhändler.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges mit 22 Jahren wurde Christian Heuck Soldat. Wie viele andere beteiligte er sich an der Revolution. 1918 wurde er zuerst Mitglied der SPD, trat aber Anfang 1919 der KPD bei. Als Stadtverordneter in Wesselburen vertrat er  besonders die Interessen der Landarbeiter. 1922, im Alter von 30 Jahren, wurde er in den Provinzial-Landtag von Schleswig-Holstein gewählt.

Bei den Nationalsozialisten war Heuck besonders verhasst wegen seiner Beteiligung an einen Straßenkampf in Wöhrden vom 7. März 1929 zwischen etwa 100 Kommunisten, die gegen eine trotz Verbot dort abgehaltene SA-Versammlung protestierten, und etwa 300 SA-Leuten. Damals kamen zwei SA-Männer und ein Kommunist ums Leben.

Von September 1930 bis März 1933 war Christian Heuck Reichstagsabgeordneter der KPD. Er übernahm die Organisationsleitung des Bezirks Wasserkante und andere hauptamtliche Aufgaben wie die Leitung des Rotfrontkämpferbundes. Anfang 1931 zog er nach Flensburg.

Seit Anfang 1932 war Christian Heuck Parteisekretär des Unterbezirks der KPD in Kiel.

Sein Amt für die Kieler Stadtverordnetenversammlung konnte Christian Heuck nicht mehr antreten, da er am 4. Februar 1933 verhaftet, wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilt und in das Zentralgefängnis nach Neumünster überführt wurde. Es war nicht seine erste Freiheitsstrafe aufgrund seiner politischen Tätigkeiten, aber diese sollte er nicht überleben.

Unter dem Vorwand einer gemeinsamen Einsatzübung mit der Polizei verlangte der damalige kommissarische Leiter der Schutzpolizei Neumünster, Heinrich Möller, mit seinen SS-Männern Zutritt in das Gefängnis.

In der „Ereignismeldung“ an das Gestapa Berlin wird gemeldet: „Am 23. Februar 1934 gegen 22.30 Uhr, hat sich der Strafgefangene und ehemalige Kommunistenführer Christian Heuck  …. in seiner Zelle erhängt.“

Auch in der Presse wurde diese Falschmeldung verbreitet.

Mitgefangene erinnerten sich an diese Nacht, in der sie von furchtbarem Lärm und Schreien geweckt wurden. „Wir verstanden, dass eine Gewalttat passierte und schlugen mit unserem Essgeschirr an die eisernen Türen. Wir hörten, das ein Mann Widerstand leistete…“.

Wie Christian Heucks Ehefrau glaubten auch seine Genossen nicht an den Selbstmord.

Anlässlich der Einäscherung des Leichnams von Christian Heuck fanden sich vor dem Krematorium ca. 200 Personen ein, die damit gegen den Mord protestierten.

Sein Mörder Heinrich Möller, der durch diese Tat bis zum SS-Standartenführer aufstieg, wurde 1937 kommissarischer Polizeipräsident von Flensburg und später Polizeidirektor. Ab August 1941 fungierte er als SS- und Polizeiführer Estlands und war sehr wahrscheinlich an der Vernichtung von 3000 bis 5000 estnischen Juden beteiligt.

Im Dezember 1947 wurde Möller von der Strafkammer des Landgerichts Kiel wegen Mordes an Christian Heuck und Rudolf Timm ( KPD, Neumünster) zum Tode verurteilt.

Die Strafe wurde 1948  von Ministerpräsident Lüdemann (SPD) in lebenslange Haft umgewandelt. 1954 wurde die Freiheitsstrafe nochmals auf 15 Jahre reduziert, weil man von Reue ausging, da der Strafgefangene sich mit Lesestoff zu ethischen Fragen beschäftigt habe. Schon 1957 kam er frei.

Christian Heuck, dessen Ehrengrab auf dem Kieler Eichhof zu finden ist (Alter Urnenfriedhof, Feld 29a, Nr. 10), hat am 24. April 2009 ein weiteres Gedenken und Erinnern in Kiel gefunden. Vor dem heutigen NDR (Wall 72a) liegt ein Stolperstein für Krischan, wie ihn seine Genossen und Freunde nannten, mit seiner Kurzbiografie:

 

„Hier wohnte Christian Heuck,

JG. 1892,

verhaftet Feb. 1933,

von SS erhängt in seiner Zelle

23.2.1934,

Gefängnis Neumünster.“