Internationaler Holocaust Gedenktag 28.Januar
Verdrängte Geschichte: die 999er
In der Reihe ihrer Gedenkveranstaltungen aus Anlass des Nationalen Gedenktages an Verfolgung und Widerstand unter dem NS-Regime widmen sich der Arbeitskreis der Stadt Wedel gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit sowie die Gruppe Wedel der VVN- Bund der Antifaschismus der verdrängten Geschichte zu. Thema ist diesmal das „Strafbataillon 999“, das im Oktober 1942 aus so genannten Wehrunwürdigen gebildet wurde, um unter Aufbietung der letzten Reserven die militärische Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg noch verhindern zu helfen.
Zu den 999ern gehörten politische Gegner des NS- Regimes, die schon in Zuchthäusern , in Gestapogefängnissen und Konzentrationslagern gelitten hatten. Nun sollten sie in „Himmelfahrtskommandos“ die Möglichkeit erhalten, ihre „nationale Ehre“ wiederherzustellen. Viele der 37.000 Zwangsrekrutierten starben.
Zu den rund Überlebenden gehörten zwei Männer, die nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus in Wedel wohnten und wirkten:
Herbert Maywald und Wilhelm Konsorski.
Beide hatten als Kommunisten schon Zuchthäuser und Konzentrationslager kennengelernt . Sie wurden der „Afrika- Brigade“ zugeteilt, die nach der militärischen Niederlage in der Schlacht um Tunesien im März 1943 in Griechenland zur Partisanenbekämpfung eingesetzt wurde. Aber Maywald und Konsorski, die sich nicht kannten, setzten auch bei den 999ern ihre antifaschistische Widerstandsarbeit fort und liefen zum „Feind“ über, der in Wirklichkeit ihr gleichgesinnter Freund war. Später kamen sie mit Hunderten anderer in ein britisches Internierungslager nach Alexandria in Ägypten. Dort gründeten sie eine „Wüstenuniversität“, in der sie sich bildeten und auf ihre Rückkehr in die von den Nazis befreite Heimat vorbereiteten.
Willi Konsorski – „Wiko“ genannt – hat seine Erinnerungen aufgeschrieben, aus denen am 28. Januar vorgelesen wird. Herbert Maywalds Geschichte und die der anderen 999er findet sich in einem Buch der Hamburger Autorin Ursula Suhling, die den Spuren ihres Vaters nachgegangen ist, der zu den 999ern gehörte. „Strafsoldaten“ lautet der Titel, aus dem die Autorin lesen wird.
Anna Haentjens , die als Chansonsängerin auch in Wedel einem größeren Publikum bekannt ist, wird Lieder und Songs von Eisler, Dessau, Schmitz und anderen Komponisten zu Gedichten und Balladen von Brecht, Tucholsky, Kästner, vortragen..
In den Räumen der Stadtbücherei wird am Veranstaltungstag eine Ausstellung der Arbeitsgemeinschaft ehemaliger 999er in der VVN-BdA in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand zu sehen sein.
Die Geschichte des Bewährungsbataillons 999 gehört ebenso wie die der Wehrmachtsdeserteure zu den verdrängten Kapiteln der Geschichte von Widerstand und Verfolgung unter dem NS- Regime.
Anna Haentjens (Gesang)
Ulrich Stolpmann (Klavier)
Ursula Suhling (Buchautorin)
Eröffnung: Sabine Lüchau (Vorsitzende der Amschler-Stiftung)
Eintritt: 4 Euro