Mädelsache

1. Februar 2012

Frauen in der Neonaziszene

02.02.2012

Buchlesung

Mädelsache

Frauen in der Neonaziszene

Die beiden ausgewiesenen Kenner des rechtsextremen Milieus Andrea Röpke und Andreas Speit geben in spannenden Reportagen einen Einblick in das Innenleben der neonazistischen Frauenszene. „Eine kundige und beunruhigende Bestandsaufnahme“ schreibt die Frauenzeitschrift EMMA.

Donnerstag, 02. Februar 2012, 18:30 Uhr

Stadtbücherei Kappeln

Hinweis:

Mitglieder und Anhänger rechtsextremer Parteien und Organisationen wie NPD, DVU, REP und sogenannte, „Freie Kameradschaften“ haben keinen Zutritt und sind nach § 6 des VersG von der Veranstaltung ausgeschlossen.

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Donnerstag, 02. Februar 2012, 18:30 Uhr Stadtbücherei Kappeln Hinweis: Mitglieder und Anhänger rechtsextremer Parteien und Organisationen wie NPD, DVU, REP und sogenannte, „Freie Kameradschaften“ haben keinen Zutritt und sind nach § 6 des VersG von der Veranstaltung ausgeschlossen.

Neuer antifa-rundbrief erschienen

1. Februar 2012

Der neue ar ist erschienen. Das Titelthema ist diesmal: NPD-Verbot: Jetzt aber richtig! Auch in SH: Die dritte Phase der NoNPD-Kampagne unserer VVN-BdA ist angelaufen.

Aus dem Inhalt:

• NPD-Verbot: Jetzt aber richtig!

• Kommentar: NPD verbieten – Verfassungsschutz abschaffen

• Terrorstrukturen auch in Schleswig-Holstein?

• Sonderteil: Neonazi-Schrecken in SH

• UMBRUCH – Die Politik in die eigenen Hände nehmen

• Der Widerstand begann nicht erst 1933: „Elmshorner Arbeiterinnen und Arbeiter im Politischen Widerstand 1914-1935“

• Abschied von Franz-Josef Degenhardt

• Quo vadis Extremismusklausel?

• Termine: Nordkonferenz, Lübecker Aufruf

Der ar ist zum Lesen oder zum Download unter dem Menüpunkt „antifa-rundbrief“ zu finden.

Dresden Speciale 2012

30. Januar 2012

Die Mobilisierungsphase für die alljährliche Aktion „Dresden stellt sich quer“ läuft auf Hochtouren. Der „Rechte Rand“ und die Zeitung ak – analyse & kritik haben nun eine interessante Broschüre herausgebracht.

Da kann der Winter noch so mild ausfallen – in Dresden ist es im Februar immer kalt. Zumindest gefühlt. Jedes Jahr, gar nicht lange bevor die ersten Primeln durch den Winterboden brechen, versinkt eine Stadt in Trauer. Dabei sind die Bombardierungen durch die Alliierten nicht nur Konsequenz eines deutschen Vernichtungskriegs, es waren auch weit mehr Städte davon betroffen als nur diese eine. Beides gerät zum 13. Februar oftmals in den Hintergrund.

Seit Jahren nutzen die Neonazis den 13. Februar um ihre geschichtsrevisionistischen Parolen öffentlich kund zu tun. Nun haben der „Rechte Rand und ak- analyse & kritik eine Broschüre herausgebracht, um das zu thematisieren. „Wir, das Magazin Der Rechte Rand und ak – analyse & kritik, wollen mit diesem Sonderheft zur Diskussion anregen“, heißt es im Editorial der Broschüre. „Vieles von dem, was in diesem Heft steht, ist jenen, die sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigen, sicherlich nicht neu. Doch Mythen sind hartnäckig, und gerade das beständige Einfordern von thematischer Auseinandersetzung kann Veränderungen bewirken. Auch das hat die Erfahrung in Dresden gezeigt.“

Auf 24 Seiten geben Kenner der Szene Impressionen weiter und wichtige Hintergrundinformationen.

Inhaltsverzeichnis:

Glockengeläut in der Elbmetropole. Dresdner Normalitäten zwischen Erinnerung und der „guten Mitte“. Von Andreas Speit

Eine Stadt pflegt ihren Mythos. Die Erinnerung an den 13. Februar 1945 bestimmt noch immer den geschichtspolitischen Diskurs. Von Philipp Klein

Auf der Suche nach der passenden Kulisse. Vom Sprechchor vor der Frauenkirche zum größten Naziaufmarsch Europas. Von Alexa Anders

Die Brücke über das Tränenmeer. Warum das Gedenken an deutsche Opfer für Neonazis so wichtig ist. Von Maike Zimmermann

Moralisch Maß nehmen. Der Mythos Dresden und die Wandlungen der deutschen Erinnerungskultur. Von Guido Speckman

Hier kann die Broschüre Dresden Speciale 2012 heruntergeladen werden (1658 KB)

Zwei Neuerscheinungen zum antifaschistischen Widerstand in Dänemark

geschrieben von Rainer Beuthel

6. Januar 2012

Zur Geschichte des dänischen Widerstands gegen die deutsche Besatzungsmacht während des 2.Weltkrieges sind im Laufe der Jahrzehnte mehr als 7300 Publikationen erschienen – in dänischer Sprache. Gemessen daran gab es auf Deutsch bisher sehr wenig; auch in DDR-Verlagen wurde seinerzeit so gut wie nichts publiziert. Zwei jüngst erschienene Bücher helfen diese Lücke ein wenig zu schließen. Zum einen „Danebrog gegen Hakenkreuz“ von Matthias Bath, zweitens Jørgen Kielers Erinnerungsband „Dänischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus“, basierend auf der dänischen Originalausgabe von 2001.

Dänemark wurde am 9.April 1940 im Rahmen der Operation „Weserübung“ von Truppen der faschistischen deutschen Wehrmacht unter Bruch eines zwischen beiden Staaten 1939 abgeschlossenen Nichtangriffspaktes überfallen und besetzt. Vereinzelte militärische Gegenwehr wurde von der dänischen Regierung unter dem sozialdemokratischen Staatsminister Stauning nach wenigen Stunden abgeblasen. Sie wäre angesichts der erdrückenden Überlegenheit der deutschen Seite so gut wie aussichtslos gewesen – so die offizielle Einschätzung.

Beide Seiten einigten sich rasch auf ein Arrangement, infolgedessen die dänische Regierung im Amt blieb, Demokratie und staatliche Institutionen inklusive Polizei und Armee von der Besatzungsmacht im Kern nicht angetastet wurden, im Gegenzug die Wehrmacht aber die uneingeschränkte militärische Macht und Operationsfreiheit erhielt. Diese Form der Zusammenarbeit, die auch die Verfolgung etwaigen Widerstandes gegen die Besatzungsmacht durch die dänische Justiz einschloss, wurde von der Mehrheit der dänischen Bevölkerung wenn nicht mit Freude, so doch mehr oder weniger als kleineres Übel akzeptiert.

Doch zugleich wurde diese Situation zuneh- mend als Schmach empfunden. Wider- stand in Form von Untergrundzeitungen und einzelnen Sabota- geaktionen entstand zunächst aber nicht von Seiten der sozial- demokratischen Regie- rungspartei und ihrer linksliberalen Verbün- deten (Radikale Ven- stre), sondern aus konservativen, natio- naldänisch gesinnten Kreisen sowie von Kommunisten, die allerdings erst nach dem Überfall auf die Sowjetunion 1941 ihre abwartende Haltung änderten und im Rahmen der Organisation BOPA Anschläge auf kriegswichtige Infra- struktur organisierten. Im August 1943 spitzte sich die Auseinandersetzung zu und entwickelte sich vielerorts zu einem Volksaufstand.

Matthias Bath bietet in seinem Buch eine umfassende Darstellung des gesamten antifaschistischen Widerstandes in Dänemark; Jørgen Kielers Buch ist „Autobiographie, Kollektivbiographie und historische Schilderung zugleich“ (Nachwort von Therkel Stræde).

Einem eher konservativ-bürgerlichen Elternhaus ent- stammend, schloss sich Kieler als Student in Kopenhagen gemeinsamen mit seinem Bruder und zwei Schwestern dem Widerstand an, zunächst durch Herstellung und Verbreitung von Zeitungen, dann im Rahmen von „Holger Danske“ als aktiver Saboteur, der an einer Reihe von erfolgreichen Aktionen beteiligt war. Im Februar 1944 wird er in der Gegend von Apenrade verhaftet und gerät in die Fänge von Gestapo und SS, ebenso seine drei Geschwister. Eigentlich schon zum Tode verurteilt, kommt Kieler über das Lager Frøslev nach Neuengamme und zum Schluss in dessen Außenlager Porta Westfalica, das er selbst als „Todeslager“ einstuft: von den dort inhaftierten 225 Antifaschisten aus Dänemark konnten im März 1945 nur noch 81 vom schwedischen Roten Kreuz gerettet wer- den. Alle Mitglieder der Familie Kieler haben überlebt und erlebten die Befreiung im Mai 1945 in ihrer Heimatstadt Horsens in Jütland.

Bath, Matthias: Danebrog gegen Hakenkreuz. Der Widerstand in Dänemark 1940-1945.- Neumünster: Wachholtz, 2011.

Kieler, Jørgen: Dänischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Ein Zeitzeuge berichtet über die Geschichte der dänischen Widerstandsbewegung 1940 – 1945.- Hannover: Offizin-Verlag, 2011.

Opfer der Nazis in großer Sorge

17. Dezember 2011

182 Tote, die in den vergangenen 20 Jahren Opfer rechter Gewalt wurden, mindestens 10 Tote, die jüngst von einer rechten Terrorbande aus dem „nationalsozialistischen Untergrund“ ermordet worden sind und „Regierende, die Mitverantwortung an den „deutschen Zuständen“ heute tragen“: Das Auschwitz-Komitee e. V. hat sich in einem offenen Brief in großer Sorge an führende Politiker gewandt.

Gerichtet ist dieser Brief an Bundespräsident Christian Wulff, Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Bundesminister Kristina Schröder und Hans-Peter Friedrich, den Bundestagspräsident Norbert Lammert aber auch an alle Fraktionen. Damit ist praktisch die gesamte politische Führung angesprochen. „Sie, die Regierenden, tragen Mitverantwortung an den „deutschen Zuständen“ heute, an der Ökonomisierung des Denkens, an der Entsolidarisierung der Gesellschaft, und, daraus folgend, an der sozialen Spaltung, die Ängste schürt“, heißt es in dem Brief. „Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit haben heute wieder Konjunktur in Deutschland.“

Der offene Brief erinnert nicht nur an die mindestens zehn Opfer der sogenannten „Zwickauer Terrorzelle“ sondern auch an die 182 Toten, die in den vergangenen 20 Jahren Opfer rechter Gewalt wurden. Die würden von den Regierenden scheinbar übersehen, „obwohl doch Ausstellungen wie „Opfer rechter Gewalt“ seit Jahren vielerorts gezeigt wurden, einschlägige Websites und Foren mit unendlicher Mühe von NGOs, Bürgerinitiativen und Opferverbänden ganz öffentlich zugänglich waren und sind.“

Statt gegen Neonazis vorzugehen würden die Regierenden eine „Unkultur des Verdachts und der Gleichsetzung „Rot gleich Braun““ vorantreiben. Fremdschämen müsse sich das Komitee für die Ministerin Schröder, die mit ihrer so genannten „Extremismusklausel“ Überlebendenorganisationen und seit Jahrzehnten ehrenamtlich arbeitende Initiativen gegen rechts mit dem Generalverdacht überzieht, nicht auf dem Boden des Grundgesetzes zu stehen. „Bespitzelung und Verdächtigung statt Aufklärung und Anerkennung, Geld nur gegen Gesinnungsschnüffelei – wie groß wird der Scherbenhaufen sein, den das Ministerium hinterlässt?“, fragen die Opfer des Hitler-Regimes.

Erbost zeigen sich die Mitglieder des Komitees auch über die Art und Weise, wie der Staat mit denjenigen umgeht, die genug Zivilcourage haben, um sich Neonazis in den Weg zu stellen. Selbst bei Frosttemperaturen würde mit Wasserwerfern auf diese Menschen geschossen, „die in friedlichen Blockaden sich mutig auf die Straßen der Städte setzen, um marschierende Neonazis zu stoppen.“ Gegen sie würde „Tränengas in gesundheitsgefährdenden Mengen eingesetzt.“ Neonazis die Straße freizuräumen, Antifaschisten hingegen „selbst bei Frosttemperaturen mit Wasserwerfern“ wegzuspritzen – „der Vertrauensverlust in demokratische Zustände ist kaum zu ermessen.“

Der Brief endet mit einem Forderungskatalog und einer Aufforderung an die Kanzlerin: „Und Sie, Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel und die Bundesregierung fordern wir wiederum auf: Verbieten Sie endlich nach Artikel 139 Grundgesetz und entsprechend dem Potsdamer Abkommen die NPD und alle faschistischen Nachfolgeorganisationen, ihre Schriften, ihre Embleme, ihre Aktivitäten! Das sind wir den Millionen Opfern der faschistischen Verbrechen schuldig.“

Den kompletten, beeindruckenden Brief finden Sie unten als Download.

20111218_1_brief_des_auschwitz_komitees.pdf (15 KB)

Themenabend: „Wohin treibt Syrien?“ und „NPD Verbot – jetzt – aber richtig“

14. Dezember 2011

15.12.2011

Themenabend der VVN-BdA Gruppe Lübeck/Lauenburg

Themenabend: „Wohin treibt Syrien?“ und „NPD Verbot – jetzt – aber richtig“

Videoaufzeichnung eines Referats von Karen Leukefeld, Journalistin, Nahost-Korrespondentin am 27.11.2011 in Kassel. In einem zweiten Teil des Abends stellen wir die Kampagne der VVN-BdA vor:„NPD Verbot – jetzt – aber richtig“

Donnerstag, 15. Dezember 2011, 19.00 Uhr

DGB – Haus, Lübeck Holstentorplatz 1-5, Raum 2018 2. St

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Donnerstag, 15. Dezember 2011, 19.00 Uhr DGB – Haus, Lübeck Holstentorplatz 1-5, Raum 2018 2. St

Spontane Mahnwache gegen Naziterror

5. Dezember 2011

Das Bündnis gegen Rechts Neumünster hat spontan eine Mahnwache anlässlich der Ratsversammlung am Dienstag, den 29. November vor dem Rathaus organisiert.

Die Vorbereitungen waren sehr kurzfristig. Erst am Donnerstag der Vorwoche haben wir uns zusammengesetzt und die Aktion vorbereitet. Die Mahnwache wurde von der Partei Die Linke, dem Verein für Toleranz und Zivilcourage, Piraten gegen Rechts, der VVN-Bund der AntifaschistInnen und der Gewerkschaft Ver.di getragen. Letztere konnten leider wegen zu später Meldung nicht mehr auf das Flugblatt. Für diese spontane Aktion haben wir nur per E-Mail mobilisiert.

Wir hatten den Bürgermeister und den Stadtpräsidenten (CDU) vorab von unserer Aktion informiert und sie gebeten sich an der Mahnwache zu beteiligen und in der anschließenden Ratsversammlung eine Schweigeminute für die Opfer des Nazitrios einzulegen. Es erfolgte keine Reaktion.

An der Mahnwache beteiligten sich, für die Vorbereitung ortsüblich, über 20 Menschen. Die Resonanz war überwiegend positiv, wir verteilten in einer Stunde etwa 300 Flugblätter. Die Mahnwache wirke auch sehr ansprechend, wir hatten die Transparente „Bündnis gegen Rechts“, „Bunt statt Braun“ und „Faschismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen“. Dazu hatten wir noch Feuerkörbe und Kerzen organisiert. Die Teilnehmer lieferten sehr hörenswerte spontane Redebeiträge. Trotz der kurzen Vorbereitungszeit war es eine gelungene Aktion.

Noch einige Bemerkungen zu Neumünster: Es ist eine Hochburg der Nazis. Hier in Neumünster gibt es die Kneipe Titanic und den Club 88, es gab häufig Überfälle, Körperverletzungen und Sachbeschädigungen. Außerdem sind einige Nazis zur inzwischen verbotenen Rockerbande „Bandidos“ gegangen.

20111206_1_flugi_mahnwachefinal.pdf (212 KB)

FIR sieht mit Sorgen auf deutsche Entwicklung

1. Dezember 2011

Die Enthüllungen über das neofaschistische Terrornetzwerk der NSU, die in den vergangenen Tagen durch die Medien und die antifaschistischen Organisationen veröffentlicht worden sind, erfüllt die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten, die Dachorganisation von Organisationen der ehemaligen Kämpfer gegen den Faschismus, Partisanen, Deportierten und Verfolgten sowie Antifaschisten heutiger Generationen mit großer Sorge.

Es wird sichtbar, dass eine neofaschistische Terrorgruppe gut zehn Jahre ihre Morde begehen konnte, ohne dass die Polizei und andere Behörden in diese Richtung ermittelten. Es wird sichtbar, dass die neofaschistischen Verbrecher nicht nur nicht verfolgt wurden, sondern mit dem bundesdeutschen Verfassungsschutz und seinen Unterabteilungen in einem Maße verbunden waren, das über einen informellen Kontakt hinausging. Es liegen Informationen vor, dass in all den Jahren deutsche Behörden Kenntnisse dieser Verbrechen hatten, jedoch nicht eingriffen.

Die Betroffenheit über den zehnfachen Mord verbindet sich mit der Empörung über die Untätigkeit und möglicherweise Beteiligtsein deutscher Behörden an diesen Verbrechen. Und wir erinnern in diesem Zusammenhang daran, dass es diese Behörde, die in enger Verbindung zu den neofaschistischen Mördern steht, war, die 2006 in ihrem „Verfassungsschutzbericht“ die FIR als „linksradikale Organisation“ verleumdete. Mit Blick auf die heutigen Informationen bekommt diese Verleumdung eine ganz eigene Bedeutung.

Wir unterstützen die deutsche Mitgliedsorganisation VVN-BdA, die nach diesen Ereignissen ihre politische Kampagne für ein Verbot der NPD wieder aufgenommen hat: nonpd!

Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

Neofaschismus muss endlich konsequent bekämpft werden

28. November 2011

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) Schleswig-Holstein fordert, dass die Landesregierung endlich- mit der Mehrheit der Bevölkerung- für ein NPD-Verbot eintritt. Zudem müssen die Voraussetzungen für ein Verbot geschaffen werden, das heißt die V-Leute müssen abgeschafft werden, heißt es in einer Pressemitteilung der schleswig-holsteinischen VVN-BdA.

Auch wenn der Bundestag mit einer Schweigeminute der Opfer gedacht hat, die von den Rechtsterroristen, die sich „Nationalsozialistischer Untergrund“ nennen, ermordet wurden, auch wenn Bundespräsident Christian Wulff die Angehörigen der Opfer zu sich eingeladen hat, und auch wenn Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger die Angehörigen der Opfer der Neonazis umgehend entschädigen will: In Schleswig-Holstein sind die Signale bei der Politik scheinbar noch nicht angekommen.

Innenminister Klaus Schlie steht einem NPD-Verbot zum jetzigen Zeitpunkt nach wie vor skeptisch gegenüber. Mit seinen altbekannten, bereits häufiger vorgebrachten Argumenten warnt er vor einer eventuellen Stärkung der NPD, falls das Verbotsverfahren scheitere. Dabei sorgen diese „Argumente“ gerade dafür, dass die vom Bundesverfassungsgericht geforderten Voraussetzungen für ein NPD-Verbot nicht erfüllt werden: das Abschalten der V-Leute. Viele V-Leute stammen aus dem kriminellen Milieu. Die Praxis hat gezeigt, dass die Vielzahl der V-Leute in der Partei nichts gebracht hat. Die Praxis hat widerlegt, was der Verfassungsschutz zur Notwendigkeit von V-Leuten gesagt hat.

Die NPD wird wegen ihrer Radikalität vor einem Verbot geschützt, Neonazis bezeichnen die V-Leute als „Schutzschirm“ gegen ein Verbot. Denn die Befürworter der V-Mann-Praxis argu­mentieren, die NPD sei so gefährlich, dass die Spitzel nicht abgezogen werden könnten. Dadurch wird ein Verbotsverfahren aber unmöglich. Eine paradoxe Situation, die die Strategie der NPD, mit der militanten Neonazi-Szene zu kooperieren, noch honoriert: Je gefährlicher die Neonazis, desto notwendiger V-Leute, desto geringer die Erfolgsaussichten eines Verbotsverfahrens. Wäre die NPD jedoch ungefährlich, brauchte es keine V-Leute, aber auch kein Verbot. Wie verquer muss man eigentlich als für die Verfassung zuständiger Minister denken können?

Die schleswig-holsteinische VVN-BdA hat kein Verständnis für das unsägliche Zaudern der Landesregierung, für ein NPD-Verbot einzutreten. Die schleswig-holsteinische VVN-BdA hat kein Verständnis dafür, dass der Verfassungsschutz die NPD zusätzlich zur Parteien­finanzierung, Wahlkampfkostenerstattung usw. auch noch durch bezahlte Spitzel finanziert. Die NPD ist nicht nur Dreh- und Angelpunkt der Neonazi-Szene, sie ist organisatorische Plattform, Ideologiegeber und Reservoir für neonazistische Gewalttäter. Zu ihr haben auch die Mörder von der NSU Kontakt gehalten. Deshalb muss ein Verbotsverfahren endlich vorbereitet werden, das V-Leute-System muss beendet werden, um möglichst schnell ein NPD-Verbot durchzusetzen. Man braucht keine V-Leute, um zu sehen, dass die NPD verfassungswidrig ist.

Die Neonazi-Szene in Schleswig-Holstein nimmt den Verfassungsschutz derzeit jedenfalls nicht ernst. Auf einer der aktiven Neonazi-Homepages aus unserem Bundesland machen sich die Neonazis über den Verfassungsschutz lustig und verspotten dessen Aktivitäten. In einem Artikel rühmen sich die Neonazis: „Es haben in letzter Zeit eine ganze Reihe von Aktivitäten stattgefunden. Wenn die Presse und der Verfassungsschutz nichts mitbekommen, können wir dafür auch nichts. Der deutsche Bürger hat uns jedenfalls wahrgenommen“. Die Mehrheit der Bürger wollen die Neofaschisten aber gar nicht wahrnehmen: sie wollen ein NPD-Verbot. Die schleswig-holsteinische VVN-BdA fordert die Landesregierung auf, endlich ohne Ausflüchte für ein NPD-Verbot einzutreten.

Die schleswig-holsteinische VVN-BdA hat der Landesregierung und allen im Landtag vertretenen Parteien im Mai ein dickes Buch mit mehr als 5000 Stellungnahmen zum NPD-Verbot übergeben, die im Internet gesammelt worden waren. Die VVN-BdA wird sich auch in Schleswig-Holstein weiter getreu dem „Schwur von Buchenwald“ engagieren, den die KZ-Häftlinge nach ihrer Befreiung ablegten: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“

Über die VVN-BdA:

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA e.V.) ist ein 1947 gegründeter Verband mit Sitz in Berlin. Sie ist die größte antifaschistische Organisation Deutschlands, die von überlebenden Naziopfern, ehemals Verfolgten und Widerstandskämpfer/innen gegründet wurde. Die Mitglieder der VVN-BdA fühlen sich dem Schwur von Buchenwald verpflichtet.

Die schleswig-holsteinische VVN-BdA hat ihren Sitz in Kiel. Sie hat in nahezu jedem Kreis eine Kreisvereinigung. Landesvorsitzender ist Hartmut Büchsel. Am 11. Mai 2011 konnten 5404 Stellungnahmen zum NPD-Verbot an den Innen- und Rechtsausschuss des Landtags Schleswig-Holstein übergeben werden. Das Signal war eindeutig: „Tut was!“

20111129_1_25-11-2011_pm_zu_npd-verbot.pdf (38 KB)

Das Vermächtnis der KZ-Überlebenden

26. November 2011

KZ-Überlebende, die die internationalen Komitees von neun Lagern vertreten, verabschiedeten in Berlin ein „Vermächtnis“

Wir, die Unterzeichnenden, Überlebende der deutschen Konzentrationslager, Frauen und Männer, vertreten Internationale Häftlingskomitees der Konzentrationslager und ihrer Außenkommandos. Wir gedenken unserer ermordeten Familien und der Millionen Opfer, die an diesen Orten der Asche getötet wurden. Ihre Verfolgung und Ermordung aus rassischen, politischen, religiösen, sozialen, biologischen und ökonomischen Gründen und ein verbrecherischer Krieg haben die Welt an den Rand des Abgrunds geführt und eine schreckliche Bilanz hinterlassen.

Nach unserer Befreiung schworen wir eine neue Welt des Friedens und der Freiheit aufzubauen: Wir haben uns engagiert, um eine Wiederkehr dieser unvergleichlichen Verbrechen zu verhindern. Zeitlebens haben wir Zeugnis abgelegt, zeitlebens waren wir darum bemüht, junge Menschen über unsere Erlebnisse und Erfahrungen und deren Ursachen zu informieren.

Gerade deshalb schmerzt und empört es uns sehr, heute feststellen zu müssen: Die Welt hat zu wenig aus unserer Geschichte gelernt. Gerade deshalb müssen Erinnerung und Gedenken weiterhin gleichermaßen Aufgabe der Bürger und der Staaten sein.

Die ehemaligen Lager sind heute steinerne Zeugen: Sie sind Tatorte, internationale Friedhöfe, Museen und Orte des Lernens. Sie sind Beweise gegen Verleugnung und Verharmlosung und müssen auf Dauer erhalten werden. Sie sind Orte der wissenschaftlichen Forschung und des pädagogischen Engagements. Die pädagogische Betreuung der Besucher muss ausreichend gewährleistet sein.

Die unvergleichlichen Menschheitsverbrechen der Nationalsozialisten – erinnert werden muss in diesem Zusammenhang vor allem an den Holocaust – geschahen in deutscher Verantwortung. Deutschland hat viel zur Aufarbeitung seiner Geschichte getan. Wir erwarten, dass die Bundesrepublik und ihre Bürger auch in Zukunft ihrer Verantwortung in besonderem Maße gerecht werden.

Aber auch Europa hat seine Aufgabe: Anstatt unsere Ideale für Demokratie, Frieden, Toleranz, Selbstbestimmung und Menschenrechte durchzusetzen, wird Geschichte nicht selten benutzt, um zwischen Menschen, Gruppen und Völkern Zwietracht zu säen. Wir wenden uns dagegen, dass Schuld gegeneinander aufgerechnet, Erfahrungen von Leid hierarchisiert, Opfer miteinander in Konkurrenz gebracht und historische Phasen miteinander vermischt werden. Daher bekräftigen den von der ehemaligen Präsidentin des Europäischen Parlaments und Auschwitz-Überlebenden Simone Veil vor dem Deutschen Bundestag 2004 ausgesprochenen Appell zur Weitergabe der Erinnerung: „Europa sollte seine gemeinsame Vergangenheit als Ganzes kennen und zu ihr stehen, mit allen Licht- und Schattenseiten; jeder Mitgliedstaat sollte um seine Fehler und sein Versagen wissen und sich dazu bekennen, mit seiner eigenen Vergangenheit im Reinen zu sein, um auch mit seinen Nachbarn im Reinen sein zu können.“

Unsere Reihen lichten sich. In allen Instanzen unserer Verbände, auf nationaler wie internationaler Ebene, treten Menschen an unsere Seite, um die Erinnerung aufzunehmen: Sie geben uns Vertrauen in die Zukunft, sie setzen unsere Arbeit fort. Der Dialog, der mit uns begonnen wurde, muss mit ihnen fortgeführt werden. Für diese Arbeit benötigen sie die Unterstützung von Staat und Gesellschaft.

Die letzten Augenzeugen wenden sich an Deutschland, an alle europäischen Staaten und die internationale Gemeinschaft, die menschliche Gabe der Erinnerung und des Gedenkens auch in der Zukunft zu bewahren und zu würdigen. Wir bitten die jungen Menschen, unseren Kampf gegen die Nazi-Ideologie und für eine gerechte, friedliche und tolerante Welt fortzuführen, eine Welt, in der Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus keinen Platz haben sollen.

Dies sei unser Vermächtnis.

Berlin, 25. Januar 2009

Noach Flug (Jerusalem) Internationales Auschwitz Komitee

Sam Bloch (New York) World Federation of Bergen-Belsen

Bertrand Herz (Paris) Internationales Buchenwald Komitee

Max Mannheimer (München) Internationales Dachau Komitee

Uri Chanoch (Jerusalem) Internationales Komitee Nebenlager Dachau

Jack Terry (New York) Internationales Flossenbürg Komitee

Albert van Hoey (Brüssel) Internationales Komitee Mittelbau-Dora

Robert Pinçon (Tours) Internationales Neuengamme Komitee

Annette Chalut (Paris) Internationales Ravensbrück Komitee

Pierre Gouffault (Paris) Internationales Sachsenhausen Komitee

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