Republikaner starten Offensive in Schleswig-Holstein

geschrieben von Thomas Repp

19. Dezember 2010

Seit 1986 besteht in Schleswig-Holstein ein Landesverband der Republikaner (REP). Nach anfänglich wachsenden Mitgliederzahlen ging es schnell bergab. Nun will sich die rechtsextreme Partei wehren und neue Mitglieder werben.

An der derzeitigen Bedeutungslosigkeit der Republikaner ist für den Landesvorsitzenden Dr. Jens-G. Steffen weder Ideologie noch Politik seiner Partei verantwortlich. Vielmehr hätten die „etablierten Parteien in der BRD eine langfristige Abwehrstrategie“ entwickelt „mit dem Ziel, REP für die Wahlbürger unsichtbar zu machen“. Ein neuer Begriff unterscheide nun zwischen demokratischen und anderen Parteien. Letztere würden vom Verfassungsschutz kontrolliert, die Mitglieder würden dadurch diskriminiert und sofern möglich, beruflich behindert. Doch obwohl die Republikaner gerichtlich dagegen vorgegangen seien, würden sie immer noch von den Medien ausgegrenzt. Sogar ihre Anzeigen dürften sie in vielen Zeitungen nicht platzieren, die Annahme bezahlter Anzeigen würde häufig verweigert.

Nun rufen die Republikaner „mutige Mitbürger in unserem Land, die für deutsche Interessen in die Parteien eintreten und dann auch standhaft bleiben“ auf in die Partei einzutreten. Die Politik der Partei ist geprägt von Nationalismus, rassistischer Hetze gegen MigrantInnen und dem Ruf nach einem starken deutschen Staat. In anderen Bundesländern traten die Republikaner gerne gemeinsam mit bekannten Nazis auf. Über solche und ähnliche Praktiken und über politische Ziele ließ der Landesvorsitzende nichts verlauten.

JN-Stützpunkt Kiel: NPD leistet intensive Jugendarbeit

geschrieben von Thomas Repp

13. Dezember 2010

Nach mehr als zehn Jahren versuchen die Jungen Nationaldemokraten in Schleswig-Holstein wieder Fuß zu fassen. In Kiel wurde nun der erste JN-Stützpunkt im nördlichsten Bundesland gegründet.

Die Jungen Nationaldemokraten (JN) sind die offizielle Jugendorganisation der NPD. Obwohl die Organisation bundesweit nur etwa 400 Mitglieder zählt, ist sie eine durchaus ernst zu nehmende Größe in der rechtsextremen Szene. gliedern sich in einen Bundesverband und einige Landesverbände. Der Vorsitzende der JN ist Kraft seines Amtes automatisch Vorstandsmitglied der NPD. Unter anderem waren der spätere NPD-Vorsitzende Günter Deckert und Holger Apfel, heute stellvertretender Parteivorsitzender und Chef der sächsischen Landtagsfraktion, früher Bundesvorsitzende der Jungen Nationaldemokraten und nutzten dies zum Sprungbrett in die Führungsetage der NPD. Die JN sind nicht in allen Bundesländern vertreten. Aktiv ist die Organisation vor allem im Süden und Osten Deutschlands. Schwerpunkt liegt in der Jugendarbeit durch „Formung und Schulung“ der Mitglieder zwischen 14 bis 35 Jahren.

Jugendarbeit ist auch oder gerade für Nazis wichtig. In Schleswig-Holstein war die NPD über viele Jahre damit völlig überfordert. Bestenfalls im Kreis der Kameradschaften konnte sich über Nachwuchs gefreut werden. Nun soll alles besser werden. Mitte Juli wurde in Kiel der erste JN-Stützpunkt eröffnet. Und die Chancen stehen gut, dass in absehbarer Zeit weitere folgen. Denn während bei den Erwachsenen seit Jahren immer die gleichen Gesichter als Nazis auffallen, gibt es für Bauernfänger jeglicher Art im Jugendbereich viel zu ernten. Generell leistet die NPD intensive Jugendarbeit. Sie gibt Nachhilfestunden, organisiert Feste und Freizeiten und besitzt eine eigene Fußballmannschaft. Zielsetzung der Partei und der JN ist es, über zunächst unpolitisch erscheinende Aktivitäten Jugendliche und Kinder an rechtsextremistisches Gedankengut heranzuführen. Unter Vorspiegelung einer jugendpflegerischen Tätigkeit betreibt sie eine gezielte Ideologisierung der Teilnehmer. Die abschreckende Wirkung, die von Neonazis früher wegen ihres martialischen Äußeren ausging, gibt es so gut wie nicht mehr. Sie passen sich äußerlich immer mehr anderen Gruppen an. Längst sind Rechtsextremisten nicht mehr an Glatze und Springerstiefel zu erkennen. Die Nazi-„Freunde“ sind vorzeigbar, sehen aus wie der nette Junge von nebenan. So geraten Jugendliche schnell in eine rechte Clique. Aus ihr können sich viele der jungen Menschen nur schwer – ohne Hilfe oft überhaupt nicht – lösen. Zudem lassen sich viele Menschen in und von der Gruppe leichter beeinflussen.

Mit Musik, Videoclips und Mitmachportalen versuchen Neo-Nazis zunehmend, im Internet gezielt Jugendliche anzuwerben. Trotz ständiger Gegenmaßnahmen habe es 2007 so viele rechtsextreme Webseiten gegeben wie nie zuvor, sagte der Projektleiter der länderübergreifenden Organisation jugenschutz.net, Stefan Glaser, bei der Vorstellung des Berichts „Rechtsextremismus im Internet“ in Berlin. Insgesamt seien mehr als 1600 rechtsextreme Webseiten entdeckt worden. Die „Kameradschafts“-Szene und die NPD hatten demnach 30 Prozent mehr Netzauftritte als noch 2006. Ganz bewusst würden dabei immer mehr „jugendaffine Lockangebote“ wie Videos als Handy-Version eingesetzt und beliebte Web-2.0-Angebote wie YouTube oder SchülerVZ genutzt.

Auch die Internetangebote haben sich zusehends gewandelt. Charakteristisch ist für viele Szene-Websites inzwischen die Gestaltung im Web-2.0-Stil. Kurze Info-Texte, moderne optische Gestaltung, Videoclips zum Herunterladen und eine unkomplizierte Kontaktaufnahme gehörten hierzu. Zudem sind viele rechtsextreme Seiten nicht mehr auf den ersten Blick als solche zu erkennen. Anstelle der früher obligatorischen Nazi-Logos bedienen sich die Betreiber Symbolen aus anderen Jugendszenen wie Graffiti.

Mit professionell gemachten Videos, die gezielt bei YouTube eingestellt werden und Links, die bei Social Communities wie SchülerVZ oder MySpace auf rechtsextreme Webseiten verweisen, verbuchen Neonazis unerhoffte Erfolge. So hat jugendschutz.net im vergangenen Jahr auf YouTube fast 700 Videos mit rechtsextremen Inhalten dokumentiert. Damit würden die Jugendlichen direkt angesprochen. Aber auch der Bekanntheitsgrad der Webseiten steigt durch die Verlinkungen enorm an. Bei einer der beobachteten „Kameradschafts“-Seiten sei die Besucherzahl nach der Platzierung bei SchülerVZ binnen eines Monats von tausend auf 6000 hochgeschossen.

Doch bei den Nazis zählen nicht nur imaginäre Freunde im Internet sondern auch echte Freunde aus dem tatsächlichen Leben. Das Wort Kameradschaft wird bei ihnen groß geschrieben. So übernehmen Neo-Nazis mittlerweile Angebote aus der klassischen Jugendarbeit. Auch im Internet, aber halt auch vor Ort in den Dörfern und Gemeinden. Beispielsweise wird den Jugendlichen Nachhilfe oder Begleitung zum Berufsberater oder zum Arbeitsamt angeboten. Praktisch ist es dann, wenn die JN Stützpunkte in der Nähe haben. Bei der Gründung des Stützpunktes in Kiel waren 60 Interessenten anwesend, der überwiegende Teil waren sehr junge Menschen. Wenn nur ein Drittel bei der Stange bleibt ist das bedenklich, wenn man bedenkt, dass die JN bundesweit nur etwa 400 Mitglieder hat. Die JN bekennen sich zur rechtsextremen Ideologie und zum Grundsatzprogramm der NPD, vertreten diese Standpunkte aber wesentlich aggressiver, was sich sowohl während Demonstrationen als auch im politischen Stil zeigt. Ihre regelmäßig erscheinende Publikation heißt „Der Aktivist“. In diesem Zentralorgan bezeichnen sie sich unter der Überschrift „Der Bundesführer hat das Wort“ als „Vertreter des natio­nalrevolutionären Flügels innerhalb der NPD“. Die Jugendorganisation kritisiert dieje­nigen in der NPD, die den „Kampf um die Parlamente“ zum „wichtigsten Kampfziel“ gemacht hätten. Stattdessen sei „Wider­stand und Kritik angebracht, da in diesen Entwicklungen die Gefahr der schrittweisen Anpassung und Verbürgerlichung“ bestehe.

Wie intensiv die Neonazis Jugendarbeit in Schleswig-Holstein weiter betreiben können, wird einerseits von der Landesregierung abhängen und zum anderen vom den Angeboten und dem Engagement von Gruppen, denen es wirklich um das Wohl der jungen Menschen geht.

Verhindern wir am 13.Februar 2011 wieder gemeinsam den Neonaziaufmarsch in Dresden!

geschrieben von Bundesausschuss der VVN-BdA

9. Dezember 2010

Erneut planen Neonazis aus ganz Deutschland und Europa im Februar 2011 zum Jahrestag der Bombardierung Dresdens aufzumarschieren.

Seit Jahren versuchen die Neonazis, die Bombardierung Dresdens im Februar 1945 für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Wir werden nicht zu¬lassen, dass Neonazis die Geschichte verfälschen und die Opfer des Naziregimes verhöhnen. Wir wenden uns gegen jede Leugnung und Relativierung deutscher Verantwortung für Vernichtungskrieg und Holocaust.

Neonaziaufmärsche sind kein Mittel demokratischer Meinungsäußerung, sondern Aufrufe zu rassistischer Gewalt und Ausgrenzung. Sie sind eine Beleidigung aller überlebenden Opfer des Naziregimes und aller Opfer neonazistischer Gewalt.

Vergessen wir nicht die 140 Todesopfer durch Neonazigewalt seit 1990. Vergessen wir nicht den brutalen Neonazi-Überfall auf Gewerkschafter nach den antifaschistischen Protesten in Dresden im Jahr 2009. Allein im September 2010 gab es nach Angaben der Bundesregierung 40 Verletzte durch rechte Schläger, im August wurden 1.082 rechte Straftaten gezählt. Im dritten Quartal 2010 kam es zu 200 antisemitischen Straftaten. Das ist ihr „Kampf um die Straße“, die wir den Neonazis auch am 13.Februar* in Dresden nicht überlassen werden.

Naziaufmärsche blockieren ist unser Recht!

2010 ist es vielen tausend Menschen gemeinsam erstmalig gelungen, Europas größten Naziaufmarsch durch Massenblockaden zu verhindern. Wir wünschen uns, dass auch 2011 wieder so viele Menschen unterschiedlicher sozialer und politischer Herkunft zu einer gemeinsamen Aktion zivilen Ungehorsams zusammen finden. Gerade die Entschlossenheit tausender Menschen, sich den Neonazis direkt in den Weg zu stellen, ließ die Blockaden 2010 zu einem überwältigenden Erfolg werden. Alle Versuche, Proteste gegen Neonazis als „extremistisch“ zu diffamieren, sind fehlgeschlagen.

Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich den Neonazis in Dresden entschlossen entgegen zu stellen. Beteiligen Sie sich an den Protestkundgebungen an der Aufmarschstrecke der NeoNeonazis.

Wir erklären: Wenn Neonazis marschieren, werden wir dagegen protestieren! Wenn notwendig, auch mit einer Blockade!

Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

Aktuelle Informationen zu lokalen Informationsveranstaltungen und Bussen gibt es unter: www.dresden-nazifrei.com

Nazis: Weil der „Alte Fritz“ an diesem Tag starb

geschrieben von Thomas Repp

18. August 2010

Nazis wollen am 21. August in Neumünster demonstrieren und Rudolf Heß gedenken. Als Vorwand berufen sie sich auf den Todestag von Friedrich dem Großen (17.8. 1786).

Für Samstag, 21.8.2010 kündigen schleswig-holsteinische Neonazis aus NPD und sogenannten „Freien Kräften“ in Neumünster eine Demonstration im vermeintlichen Gedenken an den Preußenkönig Friedrich der Große an, dessen Todestag der 17.8.1786 ist. An diesem Tag ist aber auch der Hitler-Stellvertreter und Kriegsverbrecher Rudolf Hess gestorben.

Es ist zuweilen schon hanebüchen, mit welchen Begründungen Nazis auf die Straße gehen. Diesmal hat es den „Alten Fritz“ erwischt. König Friedrich II. von Preußen, auch Friedrich der Große oder der „Alte Fritz“ genannt gilt als ein Repräsentant des aufgeklärten Absolutismus. In dieser Form des Absolutismus wurde der Fürst nicht mehr als von Gott eingesetzter Herrscher und über jedem Gesetz stehender Souverän verstanden (Gottesgnadentum), sondern als oberster Repräsentant einer vernünftigen Staatsordnung, dessen Verpflichtung es ist, dem Allgemeinwohl zu dienen. So bezeichnete sich Friedrich II. selbst als „ersten Diener des Staates“.

Vor diesem Hintergrund ist es schon beinahe lächerlich, wenn Rechtsextreme den Todestag des „Alten Fritz“ als Vorwand nutzen, um Rudolf Hess zu gedenken. Denn an Preußens Glanz und Gloria kommen Nazis von heute weiß Gott nicht heran.

Aber es ist eben doch nicht lächerlich, wenn Nazis ungehindert marschieren dürfen. Zumal der Gedenkmarsch für Rudolf Hess seit langem eine Art Kultstatus in der rechten Szene hat. Schon seit den 1990ern organisiert diese regelmäßig geschichtsrevisionistische und den Nationalsozialismus verherrlichende sogenannte „Gedenkmärsche“ für die verstorbene Nazi-Größe in der Bundesrepublik und dem benachbarten Ausland durch. Die erreichten im Jahre 2004 ihren Höhepunkt, als sich ca. 5000 Nazis aus ganz Deutschland und anderen europäischen Ländern zentral im süddeutschen Wunsiedel zusammenrotteten, wo Hess begraben liegt. Nazidemo in Hamburg

So schlimm wie am 1. Mai 2008 in Hamburg soll es nicht werden – Widerstand Seitdem der zentrale Aufmarsch in Wunsiedel nach zunehmenden antifaschistischen Protesten (wieder) aufgrund seiner offenen Glorifizierung des Nationalsozialismus verboten wurde, finden seit 2005 immer wieder „spontane“ Nazi-Demonstration auch in Norddeutschland rund um den 17. August statt. 2008 kam es z.B. zu einem kurzen „Fackelmarsch“ von knapp 40 Neonazis in der Kieler Innenstadt, im vergangenen Jahr wiederholte sich ein ähnliches Szenario in Kaltenkirchen. Dieses Jahr hat sich die schleswig-holsteinische Naziszene offenbar auf die Strategie einer Vorwand-Demo verständigt, um offen zu ihrem Hess-Gedenken mobilisieren zu können.

Dies wiederum birgt die Gefahr, dass wesentlich mehr Rechtsextremisten an der Demonstration teilnehmen, als in den vergangenen Jahren. Bislang bewerben sowohl der Landesverband der NPD, als auch ein aus dem Kreis der neonazistischen „Aktionsgruppen“ betriebenes Internetprojekt die Demonstration.

Die Nazis wollen am Samstag den 21.8. um 11 Uhr am Bahnhof in Neumünster aufmarschieren. Antifaschistische Gruppen rufen zum Widerstand auf und bitten um Mobilisierung. „Wir werden diesem geschichtsrevisionistischen und NS-verherrlichenden Aufmarsch nicht tatenlos zuschauen“, erklärt die „Autonome Antifa-Koordination Kiel“.

Weitere Informationen:

Mobilisierung der Gegendemonstranten: http://bit.ly/aq9veN

Neumünster hat ein Problem mit Rechtsradikalen: http://bit.ly/c9ZoVX

Die Realität des bewaffneten Aufstands

geschrieben von rb mit freundlicher Genehmigung von antifaschistische nachrichten

21. April 2010

Rede von Jorge Semprún, Schriftsteller, spanischer Kulturminister a. D. und ehemaliger Buchenwaldhäftling (übersetzt von Michi Strausfeld)

Am 11. April 1945 – also vor fünfundsechzig Jahren – fuhr ein Jeep der amerikanischen Armee vor das Eingangstor des Konzentrationslagers Buchenwald.

Zwei Männer sprangen herunter.

Über einen der beiden weiß man nicht viel. Die zur Verfügung stehenden Dokumente erklären kaum etwas. Fest steht lediglich, dass es sich um einen Zivilisten handelt. Aber: warum war er da, in der Vorhut der Sechsten Panzerdivision des nordamerikanischen Militärs unter Führung von General Patton? Welchen Beruf übt er aus? Was ist seine Aufgabe? Ist er vielleicht Journalist? Oder, vermutlich wahrscheinlicher, ist er Experte oder Zivilberater eines militärischen Informations- und Aufklärungsdienstes?

Man weiß es nicht.

Jedenfalls steht er, nachmittags um fünf Uhr an einem denkwürdigen Tag, vor dem monumentalen Eingangstor des Konzentrationslagers. Er steht da, begleitet den zweiten Mann des Jeeps.

Dessen Identität kennt man: er ist Leutnant, mehr noch, Oberstleutnant, ein Offizier der militärischen Aufklärung, die der Psychologischen Kriegsführung des Stabs von General Omar N. Bradley zugeordnet ist.

Wir wissen nicht, was die beiden Amerikaner dachten, als sie vom Jeep herab-sprangen und die Inschrift in schmiedeeisernen Buchstaben betrachteten, die über dem Gittertor von Buchenwald steht: JEDEM DAS SEINE.

Wir wissen nicht, ob sie Zeit hatten, um wenigstens flüchtig das ganze Ausmaß dieses kriminellen und arroganten Zynismus im Gedächtnis zu registrieren. Ein Satz, der sich auf die Gleichheit der Menschen bezieht, der am Eingang eines Konzentrationslagers steht, dieses todbringenden Ortes, dieses Ortes, an dem nur das völlig willkürliche und brutalste Unrecht praktiziert wurde, wo es für die Deportierten nur eine Gleichheit gab: die Gleichheit vor dem Tod.

Der gleiche Zynismus findet sich in dem Satz, der über dem Eingangstor zu Auschwitz steht: ARBEIT MACHT FREI. Ein Zynismus, der für die Nazimentalität absolut charakteristisch war.

Wir wissen nicht, was die beiden Amerikaner in jedem historischen Augenblick dachten. Aber wir wissen sehr wohl, dass sie mit Jubel und Applaus von den bewaffneten Deportierten begrüßt wurden, die damals am Eingangstor von Buchenwald Wache hielten. Wir wissen, dass sie wie Befreier gefeiert wurden. Und das waren sie, in der Tat.

Wir wissen nicht, was sie gedacht haben, wir wissen kaum etwas von ihren Biographien, ihrer persönlichen Geschichte, kennen weder ihre Vorlieben noch ihre Abneigungen, wissen nichts über ihr familiäres Umfeld, auch nicht über ihre Studienjahre, falls sie sie gehabt haben.

Aber wir kennen ihre Namen.

Der Zivilist hießt Egon W.Fleck und der Oberstleutnant Edward A. Tenenbaum. Lasst uns hier, auf dem Appellplatz von Buchenwald, fünfundsechzig Jahre später, auf diesem dramatischen Platz, diese beiden vergessenen und großartigen Namen wiederholen: Fleck und Tenenbaum.

Hier, wo die kehlige, unwirsche, aggressive Stimme des Rapportführers hallte, an jedem Tag in jeder Woche, wo er Befehle und Beleidigungen austeilte; hier, wo durch die Lautsprecheranlage an manchen Sonntagnachmittagen auch die sinnliche und warme Stimme von Zarah Leander zu hören war mit ihren immergleichen Liebesschnulzen, hier wollen wir laut, so laut wie nur möglich, und wenn wir schreien müssten, diese beiden Namen wiederholen. Egon W. Fleck und Edward A. Tenenbaum.

Und dies ist nun die wunderbare Ironie der Geschichte, eine unglaublich signifikative Revanche der Geschichte: die beiden ersten Amerikaner, die mit dem Befreiungsheer an den Eingang von Buchenwald kommen, an jenem 11. April 1945, sind zwei jüdische Männer. Und als ob das noch nicht genug wäre: es handelt sich um zwei amerikanische Juden deutscher Herkunft, die vor nicht allzu langer Zeit emigriert sind.

Wir wissen, aber dennoch ist es nicht müßig, diese Tatsache zu wiederholen, dass in dem imperialistischen Angriffskrieg, den der Nationalsozialismus 1939 in Gang setzte, und der auf die Schaffung einer totalitären Vorherrschaft in Europa und vielleicht sogar in der ganzen Welt abzielte, wir wissen, dass es in diesem Krieg eine eminent wichtige, eine essentielle Absicht gab: das jüdische Volk kontinuierlich und konsequent auszurotten, ein wahnsinniges und dennoch prioritäres Vorhaben, das zu den Kriegszielen Hitlers gehörte.

Ohne ein Geheimnis daraus zu machen noch irgendein Zugeständnis an etwaige moralische Restriktionen, bildete der rassische Antisemitismus Teil des genetischen Codes der Ideologie des Nazismus, und dies seit den ersten Schriften von Hitler, seit seinen allerersten politischen Aktivitäten.

Für die so genannte ENDLÖSUNG der jüdischen Frage in Europa, organisiert der Nazismus die systematische Vernichtung im Archipel der Sonderlager des Komplexes Auschwitz-Birkenau, in Polen.

Buchenwald zählt nicht zu besagtem Archipel. Es ist kein direktes Vernichtungslager, mit der kontinuierlichen Aussonderung und Entsendung von Häftlingen in die Gaskammern. Es ist ein Zwangsarbeiterlager, ohne Gaskammern. Der Tod in Buchenwald ist das natürliche und vorhersehbare Ergebnis der extrem harten Arbeitsbedingungen, der systematischen Unterernährung. Folglich ist Buchenwald ein JUDENREINES Lager. Dennoch kennt Buchenwald aufgrund konkreter historischer Ursachen zwei verschiedene Etappen massiver Präsenz von jüdischen Deportierten.

Eine dieser Etappen fällt in die ersten Jahren der Existenz des Lagers, als nach der Kristallnacht und dem allgemeinem Pogrom, von Hitler und Goebbels im November 1938 persönlich organisiert, Tausende von Juden, insbesondere von Frankfurter Juden, nach Buchenwald geschickt wurden.

Noch 1944 erinnerten sich die altgedienten deutschen Kommunisten an die mörderische Brutalität, mit der diese Juden aus Frankfurt in Massen hinterhältig misshandelt und umgebracht wurden. Die Überlebenden wurden dann in die Vernichtungslager in den Osten deportiert.

Die zweite Etappe der jüdischen Präsenz in Buchenwald fällt in das Jahr 1945, gegen Kriegsende, konkret in die Monate Februar und März. Zu jener Zeit wurden zehntausende von jüdischen Überlebenden aus den Lagern im Osten auf Befehl der SS nach Mitteldeutschland evakuiert, wegen des Vormarsches der Roten Armee.

Tausende von ausgemergelten Deportierten kamen nach Buchenwald – darunter auch Sinti und Roma -, wurden unter unmenschlichen Bedingungen herbeigeschafft, mitten im Winter, aus dem fernen Polen. Viele starben während dieser endlos langen Fahrt. Jene, die Buchenwald noch erreichen konnten, das damals bereits übervolle Lager, wurden in den Baracken des Quarantänelagers, im KLEINEN LAGER, untergebracht oder in Zelten und Feldlagern, die eigens für ihre notdürftige Unterbringung errichtet wurden.

Unter diesen tausenden von Juden, die damals nach Buchenwald kamen, und die uns direkte Informationen zukommen ließen, die uns ein lebendiges und blutiges Zeugnis der industriell vollzogenen und brutal rationalisierten Massenvernichtung in den Gaskammern lieferten, unter diesen tausenden von Juden gab es viele Kinder und Jugendliche.

Die klandestine antifaschistische Organisation von Buchenwald machte es möglich, dass diesen jüdischen Kindern und Jugendlichen, die Auschwitz überlebt hatten, ein wenig geholfen werden konnte. Nicht viel, und dennoch war es äußerst riskant: es war eine wichtige Geste der Solidarität, der Brüderlichkeit.

Unter diesen jüdischen Heranwachsenden befand sich Elie Wiesel, der künftige Friedensnobelpreisträger. Unter ihnen befand sich auch Imre Kertesz, der künftige Literaturnobelpreisträger.

Als Präsident Barack Obama vor ein paar Monaten Buchenwald besucht hat, begleitete ihn Elie Wiesel, heute nordamerikanischer Staatsbürger. Man kann vermuten, dass Wiesel diese Gelegenheit nutzte, um den Präsidenten der Vereinigten Staaten über die Erfahrung jener unauslöschbaren Vergangenheit zu informieren, über seine persönlichen Erfahrungen als jüdischer Jugendlicher in Buchenwald.

Auf jeden Fall scheint es mir angemessen, in diesem feierlichen Augenblick, an diesem historischen Ort, an die Erfahrung jener jüdischen Kinder und Jugendlichen zu erinnern, Überlebende von Auschwitz, dem letzten Kreis der Hölle der Nazis. An jene zu erinnern, die aufgrund ihres literarischen Talents und ihrer öffentlichen Aktivitäten, wie Imre Kertesz und Elie Wiesel, bekannt wurden wie auch an jene, die als einfache Helden in die Anonymität der Geschichte eingegangen sind.

Auch ist dies kein schlechter Moment, um eine Tatsache zu betonen, die sich unausweichlich am Horizont unserer Zukunft abzeichnet. Ich habe es schon vor fünf Jahren im Nationaltheater von Weimar gesagt: die am längsten andauernde Erinnerung an die Nazilager wird die jüdische Erinnerung sein. Und diese wird ihrerseits – wie geschildert – nicht auf die Erfahrungen von Auschwitz und Birkenau begrenzt sein. Seit Januar 1945 wurden nämlich angesichts des Vormarsches der Sowjetarmee, wie ich schon sagte, Tausende und Abertausende von deportieren Juden in die Konzentrationslager von Mitteldeutschland evakuiert.

Daher ist es möglich, dass in der Erinnerung von jüdischen Kindern und Jugendli-chen, die das Jahr 2015 sicher überleben werden, ein globales Bild der Vernichtung fortbestehen wird: Eine universalistische Reflexion ist möglich und, wie ich glaube, auch wünschenswert: in diesem Sinn obliegt dem jüdischen Gedächtnis eine große Verantwortung: alle europäischen Erinnerungen an den Widerstand und das erlittene Leid haben in den nächsten zehn Jahren als letzte Zuflucht und Bollwerk gegen das Vergessen nur noch die jüdische Erinnerung an die Vernichtung. Es ist die älteste Erinnerung an jenes Leben, da es eben die in jüngstem Alter erlebte Erfahrung des Todes war.

Aber kehren wir einen Augenblick zu jenem 11. April 1945 zurück. Kehren wir zurück zu dem Augenblick, an dem Egon W. Fleck und Edward A. Tenenbaum ihren Jeep vor dem Tor von Buchenwald zum Halt bringen.

Wenn ich viele Jahre jünger wäre, würde ich jetzt vermutlich eine historische Ermittlung beginnen, eine romanhafte Erforschung jener beiden Personen, eine Untersuchung, die den Weg zu einem Buch über jenen 11. April von vor mehr als einem halben Jahrhundert auftun würde, zu einer literarischen Arbeit, in der Fiktion und Wirklichkeit sich wechselseitig stützen und bereichern würden. Aber mir bleibt keine Zeit mehr für ein solches Abenteuer.

Ich beschränke mich daher darauf, an einige Sätze aus dem vorläufigen Bericht zu erinnern, den Fleck und Tenenbaum zwei Wochen später, genau am 24. April, für ihre militärischen Vorgesetzten verfassten, und den man in den Nationalarchiven der Vereinigten Staaten finden kann.

Als wir in die große Zufahrtsstraße einbiegen – so schreiben die beiden Amerikaner – sahen wir Tausende von Männern, in Lumpen gekleidet und ausgemergelt, die in disziplinierten Formationen nach Osten marschierten. Diese Männer waren bewaffnet und hatten Vorgesetzte, die sie umstellten. Einige Abteilungen trugen deutsche Gewehre, andere hatten „Panzerfäuste“ über den Schultern hängen. Sie lachten und machten Gesten wütender Fröhlichkeit, während sie weitergingen … das waren die Deportierten von Buchenwald, die sich zum Kampf aufmachten, währen unsere Panzer sie mit 50 Stundenkilometern überholten.

Dieser „vorläufige Bericht“ ist dank verschiedener Gründe von Bedeutung. Zunächst und vor allem, weil die beiden Amerikaner, unvoreingenommene Zeugen, ganz klar die Realität des bewaffneten Aufstands beschreiben, den der antifaschistische Widerstand in Buchenwald organisiert hatte – und der während der Jahre des Kalten Krieges zu vielen Polemiken geführt hatte.

Am wichtigsten aber, jedenfalls für mich, und zwar wegen des menschlichen und literarischen Standpunktes, ist ein Wort in diesem Bericht: das deutsche Wort „Panzerfaust“.

Fleck und Tenenbaum schreiben ihren Bericht in der Tat auf Englisch, logischerweise. Aber als sie sich auf die individuelle Waffe beziehen, die gegen einen Panzer gerichtet werden kann, und die in nahezu allen Sprachen der Welt „bazooka“ heißt, und ganz sicher heißt sie so in Englisch, greifen sie auf das deutsche Wort zurück.

Das legt mir den Gedanken nahe, dass Fleck und Tenenbaum, der Zivilist und der Militär, Amerikaner jüngerer deutscher Herkunft sind. Und so beginnt ein neues Kapitel in der romanhaften Erforschung, die ich gerne anfangen würde. Aber es gibt noch einen weiteren, ganz persönlichen Grund, warum der Begriff „Panzerfaust“, wörtlich also die Faust gegen den Panzer, für mich so wichtig ist. An jenem 11. April 1945 befand ich mich nämlich in der Kolonne bewaffneter Männer, die wütend und fröhlich waren. Ich war einer der „bazooka“-Träger.

Der Deportierte 44904, auf seiner Brust das rote Dreieck, und auf schwarzem Grund war der Buchstabe „S“, für Spanier, aufgedruckt. Dieser Spanier war ich, inmitten der jubilierenden Träger von Bazookas oder Panzerfäusten.

Heute, so viele Jahre später, auf diesem dramatische Raum, dem Appellplatz von Buchenwald, an der letzten Grenze eines Lebens von zerstörten Gewissheiten und von Illusionen, die ich gegen Wind und Wetter bewahrt habe, erlauben Sie mir eine heitere, gelassene und brüderliche Erinnerung an jenen jungen Mann, der mit 22 Jahren eine Bazooka in seinen Händen hielt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Die Schlammschlacht rechter Parteien im nördlichen Schleswig-Holstein

25. November 2009

Das DVU-Neumitglied, der frühere Kreisvorsitzende der NPD in Nordfriesland, Kevin Stein, wird von seinen früheren Parteifreunden beschimpft, bedroht und angeblich auch angegriffen. Nun wehrt er sich, indem er an die Öffentlichkeit geht. Das Resultat ist ein spannender Roman direkt aus dem Leben. Der Titel könnte heißen: „Die (un)heimlichen Verbrechen der NPD in Nordfriesland“.

Laut eigener Aussage wird Stein von den Ex-Parteikollegen vorgeworfen Geld unterschlagen zu haben. Stein dementiert dies. Er habe, obwohl er ja Kreisvorsitzender gewesen wäre, nie Zugriff auf das Konto gehabt und wäre nicht einmal im Besitz einer Kontovollmacht gewesen. Stein kontert mit pikanten Details. Das Bekanntwerden dürfte Folgen für die NPD haben. „Weiterhin hatten mir damals mehrere Mitglieder bestätigt, dass der ehemalige Kreisschatzmeister der NPD, ein älterer Herr, früher höhere Spenden bekommen haben soll. Die soll er nie verbucht haben, sondern auf sein privates Konto eingezahlt haben. Ich selbst erinnere mich auch noch an die Anfangszeit meiner Mitgliedschaft in der NPD. Da hatte der Kreisverband zwischenzeitlich kein eigenes Konto mehr und wir sollten die Beiträge auf das private Konto des damaligen Schatzmeisters einzahlen.“

Der Wechsel von Kevin Stein hat jetzt schon massiv Wellen geschlagen. So wurden ihm kurz nach dem Wechsel die Fensterscheiben eingeworfen. „Ich dachte erst, das waren die Linksradikalen. Aber momentan glaub ich immer mehr, dass diese Tat aus ganz anderen Kreisen kam. Jeder kann sich ja jetzt denken aus welchen.“ Auch bedroht worden soll er sein: „Ich solle mich nicht mehr auf Demonstrationen sehen lassen, da ich eine falsche Schlange sei und zum “Judenverein DVU” gewechselt bin.“

Mittlerweile hat Stein Strafanzeige gegen den NPD-Kreisverband Nordfries-land/Schleswig-Flensburg gestellt. Im Verlauf dieses Verfahrens ist wohl mit dem Bekanntwerden einiger illegaler Aktivitäten vereinzelter Mitglieder zu rechnen. Manches nennt Stein schon jetzt. So soll beim stellvertretenden NPD-Kreisvorsitzenden, Arne Kaehne, „vor etlichen Monaten eine Hausdurchsuchung“ stattgefunden haben, bei der „Waffen im Spiel“ gewesen sein sollen. Zudem sollen Mitglieder der NPD Nordfriesland mit Prostitution und Rauschgifthandel zu tun haben. Doch Stein gibt noch mehr Insiderwissen preis. Zur Demonstration gegen ein „braunes“ Husum am vergangen Samstag, berichtigt er die polizeilichen Erkenntnisse: Seiner Aussage nach haben zwei Mitglieder des NPD-KV Nordfriesland vor einigen Wochen Straftaten in der Husumer Neustadt begangen. Die Polizei hat den Vorfall bislang nicht als politisch motiviert eingestuft.

Die NPD agiert momentan so offensiv, wie schon lange nicht mehr. Erst kürzlich musste sie sich von einem Beitrag auf ihrer Homepage distanzieren und öffentlich entschuldigen. In ihm hatte sie behauptet, dass sich im Husumer Kulturzentrum Speicher „stadtbekannte Gewalttäter und Straftäter“ aufhielten und nicht ohne Grund „der Staatsschutz in fast regelmäßigen Abständen gegen Personen aus diesem Kreis“ ermitteln würde. Schon fünf Tage nachdem die öffentliche Entschuldigung erschien, am 22. November, distanzierte sich die Partei von ihrer öffentlichen Entschuldigung. Weitere vier Tage später hatten viele Nordfriesen Post von der NPD im Briefkasten. Ein verzweifelter Versuch Mitglieder zu gewinnen. Und am vergangenen Sonntag hatten Mitglieder rechter Gruppierungen in Meldorf (Kreis Dithmatschen) einen unangemeldeten Fackelmarsch abgehalten, der Aufsehen erregte, weil dort eine verbotene Reichskriegsflagge geschwenkt und rechte Parolen skandiert wurden.

Was an den Aussagen Steins dran ist, wird wohl erst durch polizeiliche Untersu-chungen endgültig geklärt werden können. Klar ist jedoch, dass es eine turbulente Zeit für die rechten Parteien wird. Stein droht damit etwa „50 Mitglieder“ der NPD zur DVU holen zu wollen. Die NPD wird sich das nicht gefallen lassen.

Gemeinschaft deutscher Frauen (GDF) im Kreis RZ

geschrieben von RATZEBURGER BÜNDNIS

5. November 2009

„Braune Kindererziehung“ Das rechtsextreme Konzept einer völkisch-nationalen Erziehung Vortrag mit Andrea Röpke 18. November 2009, 20:00 Uhr Petri-Forum Am Markt 7, Ratzeburg

Eine führende Rolle der regionalen rechten Szene spielt Tanja Steinhagen aus Mölln. Sie ist die Regionalleiterin für Norddeutschland der Gemeinschaft deutscher Frauen (GDF). Diese der NPD nahe stehende, bundesweit agierende, gefestigte Frauengruppe hat in Mölln einen regionalen Schwerpunkt. Sie arbeitet im Stil der Mädelschar des Dritten Reiches eng mit der inzwischen verbotenen Heimatreuen Jugend (HDJ) und dem Ring Nationaler Frauen (RNF), der Frauenorganisation der NPD zusammen. Tanja Steinhagen wirbt in der Region aktiv Mädchen und junge Frauen für die Arbeit der GDF. Dabei beschwören die Frauen der GDF das Szenario vom drohenden Untergang des deutschen Volkes: Die regionalen Gruppen der GDF treffen sich monatlich im häuslichen Kreis. Auf den Treffen werden verschiedene Themen bearbeitet oder auch Referate gehalten. Die Palette reicht über Geschichte, Brauchtum, Rechtsschulungen weltanschuliche Schulungen und Natur-schutz. Als Symbol verwendet die GDF das sog. „Dreierschild aus der germanischen Mytho-logie. Dreimal im Jahr treffen sich die Frauen der GDF bundesweit, ansonsten unternehmen sie auch regional etwas zusammen, wie z.B. Ausflüge u. Fußballturniere wo die Frauenmann-schaft um Tanja Steinhagen als „Ballküren“ teilnehmen. Die GDF soll eine Art „Lebensge-meinschaft“ für ihre Anhängerinnen darstellen. Ihre Stärke soll darin liegen, dass diejenigen, die einmal Teil der Gemeinschaft sind „so schnell nicht wieder fallen gelassen werden“.

Wi fohr`n to Brarupmarkt

16. August 2009

Infostand in Süderbrarup gegen Neonazis

Am 25. Juli 2009 hat die ver.di Jugend zusammen mit regionalen Antifa-Gruppen und der VVN-BdA anlässlich des „Brarupmarkt“, dem traditionellen Jahrmarkt in Süderbrarup (Kreis Schleswig-Flensburg) mit einem Informationsstand und Ausschank von Kaffee Gesicht gegen Neonazis gezeigt. Viele Jahrmarktbesucher spendeten Lob für die Aktion, bedienten sich mit dem ausgelegten Informationsmaterial und diskutierten bei leckerem Kaffee und Kuchen mit den Akteuren. In der jüngeren Vergangenheit des größten ländlichen Jahrmarkts in Schleswig-Holstein haben immer wieder Neonazis dieses ländliche Vergnügen, das immer am letzten Wochenende im Juli jeden Jahres in Süderbrarup stattfindet, genutzt, um dort mit ihren dumpfen Parolen aufzutreten. Durch ihr aggressives Gehabe und tatsächliche Übergriffe haben diese Nazis versucht, dem Jahrmarkt einen braunen Stempel aufzudrücken. In den letzten zwei Jahren bemühte sich die NPD vergeblich, Informationstische in Dörfern und Kleinstädten der Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg durchzuführen. Regelmäßig wurde die Präsenz von ideenreichen Protestbewegungen be- und verhindert. Die NPD konnte dadurch nicht an politischem Einfluss gewinnen.

Kameradenkreis Gebirgstruppe e.V. muss Rückzieher machen

geschrieben von Ulrich Sander, Journalist, Bundessprecher und Landessprecher der VVN-BdA NRW

23. Juli 2009

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) darf weiterhin unverändert ihre Dokumentation „Über den Schutz für Kriegsverbrecher und über die Verharmlosung ihrer Taten durch den Kameradenkreis Gebirgstruppe e.V.“ verbreiten.

Im Gebäude, in dem auch der Nürnberger alliierte Kriegsverbrecherprozess von 1945/46 stattfand, entschied sich der Präsident des Kameradenkreises, der Bun-deswehroberst a.D. Manfred Benkel, dafür, der Fassung der VVN-BdA-Dokumen-tation nicht länger zu widersprechen, wie sie unter www.nrw.vvn-bda.de zu finden ist. Benkel war darin mit Aussagen zur nicht erfolgten Strafverfolgung für Angehörige der 1. Gebirgsdivision und anderer Edelweißabteilungen der Wehrmacht zitiert worden, die viele Medien veröffentlicht hatten, die er aber der VVN-BdA verbieten wollte. Das Nürnberger Landgericht, vor dem der Kameradenkreis eine einstweilige Verfügung gegen Ulrich Sander, Bundessprecher der VVN-BdA, erwirken wollte, machte Benkel und seinem aus dem derzeit laufenden Münchner Scheungraber-Prozess bekannten Anwalt Rainer Thesen klar, dass sie mit ihrem Antrag gegen die VVN-BdA keine Chancen hätten. Darauf hin nahm Benkel seinen Antrag zurück und verpflichtete sich zur Zahlung sämtlicher Kosten des Rechtsstreis einschließlich der Kosten, die der VVN-BdA entstanden. Das Verfahren war bereits das dritte in Serie innerhalb eines Jahres. Seit Juli 2008 versucht der Kameradenkreis, der VVN-BdA und ihrem Bundessprecher Ulrich Sander einen Maulkorb zu verpassen, um Kritik am Kameradenkreis und seiner reaktionären Traditionsarbeit abzuwehren, die von der Bundeswehrführung gefördert wird. Jährlich treffen sich die Mitglieder des Kameradenkreises am Hohen Brendten bei Mittenwald zur Ehrung der Gebirgstruppenangehörigen, unter denen Kriegsverbrecher waren. Darunter solche, die seit 1952 den Kameradenkreis aufbauten und in der Bundeswehr Dienst taten. Der TV-Sender 3sat hat über diese Treffen kürzlich eine Sendung ausgestrahlt, in der er das „Ehrenmal“ am Hohen Brendten als Schandmal bezeichnete und Teile der VVN-Dokumentation übernahm. Die Unterstützung der Gebirgstruppentradition durch die Bundeswehrführung wurde immer wieder von Antifaschisten in Aktionen am Hohen Brendten verurteilt. Absender: vvn-bdanrw@freenet.de Antwort bitte nur an ullisander@gmx.de Dokumentation siehe: http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/0531_dokumentation.htm

So kanns gehen

geschrieben von hb/rb

25. April 2009

Endlich werde die NPD im Kreis Nordfriesland / Flensburg / Schleswig-Flensburg wahrgenommen, triumphierte Kevin Stein, Kreisvorstandsmitglied der NPD, vor kurzem. Abgesehen davon, dass das Treiben dieser Partei seit Jahrzehnten bekannt ist, wird er wohl die „Wahrnehmung“ nicht mehr so freudig begrüßen.

Gleich 3 Veranstaltungen hatten die Neonazis für Samstag, 25.04.2009 angemeldet, in Tönning, Friedrichstadt und Kappeln: In Kappeln durch Arne Kaehne, Vorstandsmitglied der NPD NF/SL/FL: Diese Anmeldung erfolgte nicht namens der NPD, sondern einer Gruppe namens „Freie Patrioten Schleswig-Flensburg“. Thema: „Nein zu Linksextremismus in Kappeln und anderswo – Die deutsche Jugend steht auf für Volk und Vaterland“. Angekündigt waren 30-40 Personen, mit „Pavillon, Megaphon, schwarzen Fahnen, Stellplakate, Transparente, Spruchbänder, etc.“ Nach ihrem Bekanntwerden wurde umgehend seitens des „Runden Tisches gegen Nazis Kappeln“ eine Gegenkundgebung-/Demonstration angemeldet. Diese fand dann auch mit einer Beteiligung von mehr als 50 Teilnehmern statt – von den „Freien Patrioten Schleswig-Flensburg“ war dagegen nichts zu hören und nichts zu sehen. Stattdessen wurde die Forderung nach dem NPD-Verbot von mehr als 50 Kappelner Bürger unterschrieben.

Gegen 11.30 Uhr sagte der Ex-Landratskandidat Kaehne dann telefonisch die Veranstaltung ab: Die „Deutsche Jugend“ war an diesem Tag wohl doch noch nicht aufgestanden …

Offensichtlich hatte wohl auch Kaehne nicht so recht darauf vertraut, dass seine „Freien Patrioten“ gegen „Linksextremisten in Kappeln“ tatsächlich aufstehen. denn die Absage der Kappelner Veranstaltung gab er per Handy (oder sagen die jetzt Funkfernsprech?) an die Polizei in Kappeln durch – und zwar von Tönning aus. Hier hatten sich „versammelt“: der 1. und der 2. stellvertretende Kreisvorsitzende Kevin Stein und Arne Kaehne, der Beisitzer Marc Tenten sowie Arne Trojahn. Die Fahrerin durfte wohl nicht mitmachen und musste aufs Auto aufpassen. Einige Stellschilder – ausgeliehen aus Niedersachsen, eigene sind wohl noch nicht wieder zusammen geklebt, und auch ein Tisch ist wohl noch zur Reparatur – und Handzettel waren alles, was sie dabei hatten. Flankiert wurden die vier auf der einen Seite vom Transparent „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“, auf der anderen Seite vom Transpa-rent „no.npd – NPD-Verbot jetzt“. Später stieß dann noch eine weitere Gruppe Antifaschisten dazu, und in dem anfänglichen Durcheinander nahmen dann auch noch die geliehenen Stellschilder Schaden. Die meisten der eh nur wenigen Tönninger, die überhaupt einen Handzettel in die Hand nahmen, warfen ihn nach einem Blick darauf angeekelt gleich wieder in den bereit stehenden Müllbehälter.

Gegen 11 Uhr gaben die vier dann auf, wurden von der Polizei zu ihrem Fahrzeug begleitet und verschwanden mit quietschenden Reifen Richtung Friedrichstadt, wie wir vermuteten, denn Stein hatte dort für 12.30 Uhr ebenfalls eine Veranstaltung angemeldet. Das stellte sich allerdings als Irrtum heraus, denn wie auch in Kappeln ließ er sich in dem „Holländerstädtchen“, das seit Jahrhunderten als religionstolerant galt und bis zur Pogromnacht 1938 eine der größten jüdischen Gemeinden Schleswig-Holsteins war, nicht blicken. Wohl nicht zu Unrecht vermuteten sie, dass sie dort in der Fußgängerzone noch wesentlich schlechtere Bedingungen vorfinden würden als vorher in Tönning.

Dass Neonazis nicht wahrgenommen werden, wird wohl niemand bezweifeln. Wohl aber, dass sie die Wahrnehmung als Erfolg werten können. hb/rb

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